DRESDNER Interviews / O-ton!
Erfolg war nie ein Thema – Die Broilers im Interview (Foto: Robert Eikelpoth)
Die Broilers im Interview (Foto: Robert Eikelpoth)
■ Im Punk und Oi! verwurzelt, spielen die Broilers aus Düsseldorf längst in der Oberliga hiesiger Gitarrenkracher. Ihren Wurzeln dabei stets treu geblieben, macht Schlagzeuger Andi Brügge im Gespräch keinen Hehl daraus, dass es die Band ohne die Toten Hosen nie gegeben hätte. Der Mann muss es wissen, schließlich sind er und Frontmann Sammy Amara die beiden Gründungsväter der Broilers. Es folgt ein Gespräch mit DRESDNER-Autor Matthias Hufnagl über Harmonie als Bandprinzip, die Lethargie der Jugend und die Abneigung gegen rechten Stumpfsinn.

Die erste Band mit Sammy entstand 1992. Wer waren damals eure Helden, denen ihr nachgeeifert habt?

Andi Brügge: Bands wie The Clash waren damals sehr wichtig und sind es bis heute. Das sind immer noch Vorbilder für uns. Auch Sex Pistols oder Ramones waren wichtig. Und aus Düsseldorf natürlich die Toten Hosen. Die haben damals das Album »Learning English Lesson 1« herausgebracht, auf dem sie ihre alten englischen Punk-Helden gecovert haben. Das war wie eine Einkaufsliste. Darüber haben wir letztendlich viel über die Musik und die Bands erfahren. Ohne diese Platte hätte es uns so vermutlich nicht gegeben.

Nervt es euch heute, als Erben der Toten Hosen bezeichnet zu werden?

Andi Brügge: Nerven würde ich nicht sagen. Aus meiner Sicht ist das aber Quatsch. Es ist ja nicht so, dass die Hosen abtreten würden. Sie sind immer noch da und die neue Platte ist extrem gut. Die Jungs sind zudem deutlich fitter als wir – die werden uns wahrscheinlich überleben.

Hast du in den Anfangsjahren der Band jemals gedacht, mit den Broilers so erfolgreich zu werden?

Andi Brügge: Wir haben sehr früh mit zwölf, dreizehn Jahren angefangen. Da hat man spielerisch schon mal gedacht, dass später auf den großen Bühnen gespielt wird. Etwas älter geworden, stand das dann gar nicht mehr zur Debatte. Wir kommen aus dem Punkrock und Oi!-Bereich. Kommerzieller Erfolg war da nie ein Thema. Es ging mehr darum, mit seinen besten Kumpels zusammen Musik zu machen und am Wochenende vor Freunden aufzutreten.

Seid ihr heute eine Band, die ihr Schaffen eher aus Harmonie oder durch Reibung generiert?

Andi Brügge: Eher Harmonie. Natürlich knallt es auch mal, aber wir vertragen uns auch schnell wieder. Gerade bei der letzten Platte war es extrem harmonisch.

Stichwort Dresden: Im Bezug auf Gastspiele in der Stadt hat Sammy sinngemäß gesagt, dass durch ein Konzert vor Ort die Gegner des neuen Rechtspopulismus wissen sollen, dass sie nicht alleine sind. Ein Konzert als Statement?

Andi Brügge: Wir wollen zeigen, dass das nicht unsere Welt ist und wir uns ganz klar dagegen stellen. Wir sind froh, dass wir das in der Stadt machen können und hoffen, dass auch viele Dresdner vorbeikommen und zeigen, dass es genügend Leute gibt, die dagegen das Maul aufmachen.

Stücke wie »Keine Hymnen heute« sind demnach auch unter dem Aspekt der politischen Bildung zu verstehen?

Andi Brügge: Es soll zum Nachdenken anregen. Wir stellen das im Song wie im Video natürlich sehr krass da. Es geht darum, was passieren könnte, wenn totalitäre Systeme wieder an die Macht kommen würden.

Ein oftmals mitgröhl-tauglicher Stil als Trojanisches Pferd für ernste Inhalte?

Das finden wir spannend. Wir haben so etwas ja schon häufiger gemacht. Zum Beispiel beim Stück »Tanzt Du noch einmal mit mir?« Kennt man nur den Refrain, könnte das auch ein Partylied sein. Hört man aber genauer hin merkt man, es handelt sich um ein politisches Lied. So hat man die Chance, den ein oder anderen mehr zu erreichen.

Im Song »Die beste aller Zeiten« heißt es: »Wir sind fünfzehn und die Welt kann uns mal … « Wie wichtig ist die Power der Jugend, Zustände von unten zu verändern – sowohl im Hinblick auf Musik als auch die Gesellschaft?

Andi Brügge: Die Power der Jugend – wenn sie so noch existiert. Ich habe das Gefühl, dass das verloren gegangen ist. Die größten Probleme der Jugend sind halt mittlerweile das Erscheinungsdatum neuer Spiele wie Diablo oder World of Warcraft. Vielleicht ist das aber auch einfach das Geschwafel eines älter werdenden Mannes. Trotzdem: ich habe das Gefühl, dass vielen Jugendlichen heutzutage die Power fehlt.

Was ist demnach deine romantische Vorstellung, was ihr als Band bestenfalls bei jugendlichen Fans auslöst?

Andi Brügge: Es wäre total schön, wenn wir das auslösen könnten, was damals The Clash für uns waren. Das Gefühl, da tut sich beim Anhören eine ganz neue Welt auf. Wir nehmen ja auch immer Vorbands mit, die nicht ganz so bekannt, uns aber sehr wichtig sind.
Besten Dank für das Gespräch!

Broilers sind am 14. Juli mit Flogging Molly als special guest und Emscherkurve 77 live am Königsufer zu den Filmnächten am Elbufer zu erleben. Mehr zur Band: www.broilers.de

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