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Drachentöter in der Reithalle – Im Interview mit Georg Randel von der Elektropop-Hoffnung St George
Im Interview mit Georg Randel von der Elektropop-Hoffnung St George
■ Mit St George ist ein neuer Stern am Dresdner Pophimmel aufgegangen. Im März erschien mit »Goldwerth« das zweite Album des Elektropop-Trios um den wandlungsfähigen Frontmann, Songwriter und DIY-Popstar Georg Randel, der nicht nur mit extravaganten Glamour-Outfits und schamanischer Körperbemalung auffällt, sondern auch mit seiner Stimme zu gewinnen weiß. Das Konzept, Synthiepop der 80er mit modern bis futuristisch anmutenden elektronischen Sounddetails anzureichern und mit visuellen Reizen zu versehen, scheint erfolgversprechend. So kämpft Randel, bemalt mit kryptischen Symbolen, im Kurzfilm-Video zur zweiten Single »Monster« gegen die eigenen Ängste – eine Reminiszenz an den heiligen Drachentöter George, nach dem die Band sich benannt hat. DRESDNER-Redakteur Heinz K. hat sich mit Georg Randel im Vorfeld der beiden gemeinsam mit der 80er Pop-Ikone Alphaville geplanten Konzerte getroffen.

Woher kommt die Affinität zum Popsound der 80er?

Georg Randel: Ich weiß nicht warum, aber ich komme immer wieder auf die Art zurück, wie damals produziert worden ist. Prince, David Bowie oder Annie Lennox mit Eurhythmics – das beeinflusst mich schon. Genauso, wie ich an dem interessiert bin, was jetzt so alles an musikalischen Trends abgeht.

Was war der Auslöser zur Bandgründung?

Georg Randel: Ich wollte definieren, was für eine Musik ich eigentlich machen will. Und als meine alte Band dann auseinanderfiel, während ich eine Band für St George gesucht habe, kam das dann 2011 mit Keyboarder Volker Pöckel und Schlagzeuger Martin Brömsel zustande. Gemeinsam haben wir überlegt, wie wir das Ganze auf die Bühne stellen können. Martin hat sein akustisches Schlagzeug um elektronische Pads erweitert, Volker hat noch eine Maschine beschafft, die Bass und Hintergrundchöre mit abspielt, und so haben wir das zusammen entwickelt. So sind wir livefähig geworden und das hat uns als Band zusammengeschweißt.

Für das Video »Monster« habt ihr mit der jungen Schauspielerin Amelie Kiefer zusammengearbeitet, bekannt aus dem Bremer Tatort. Wie kam es dazu?

Georg Randel: Durch unseren Manager und Booker Sascha. Der hat sie angefragt und sie war von uns angetan. Sascha hat die Kameraleute rangeholt, die Location in der Nähe von Berlin organisiert und wir haben das dann an einem eiskalten Tag im Januar in einem großen leerstehenden Haus gedreht. Die Chemie stimmte sofort zwischen uns. Ein Glücksgriff. Das war auch das erste Mal, dass wir mit einem professionellen Filmteam zusammengearbeitet haben.

Zur Release-Party am 6. März in der Reithalle habt ihr 500 Leute auf die Beine gebracht. Wie haben die zu euch gefunden?

Georg Randel: Als relativ unbekannte Band so viele Leute zusammenzubekommen, das war schon eine Zitterpartie. Zuerst einmal haben wir nun ein Management, was uns geholfen hat. Wir haben viel plakatiert und Flyer verteilt und haben versucht, so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen. Leute, die uns vom Elbhangfest oder Stadtfest, vom Radio oder aus dem Freundeskreis kannten, haben wieder andere mitgezogen.

Wie wichtig ist es für euch, eine Fanbasis zu bekommen?

Georg Randel: Das ist super wichtig. Wenn Leute sich für deine Musik begeistern, tragen die das auch weiter und ab einem bestimmten Punkt verselbständigt sich das irgendwann. Realistisch gesehen stehen wir an dem Punkt, erst einmal Leute für uns zu begeistern. Manchmal kommt Resonanz aus vollkommen unerwarten Ecken, was einen wieder ermutigt. Als wir etwa letztes Jahr beim Stadtfest gespielt haben, standen Mädchen vor der Bühne, die plötzlich unsere Texte mitgesungen haben. Krass. Wo haben die das her? Oder im Sommer in Dortmund: kaum Gäste da, aber drei Mädels, die sich so angemalt haben, wie ich das manchmal mache. Die kannten uns von YouTube oder Facebook und wollten einen Song immer wieder hören; sie fanden »Glow«, diesen etwas düsteren Track, total toll. Und das ermutigt einen weiterzumachen, denn da bekommst du etwas zurück. Wir stehen vor der Aufgabe, Fans zu sammeln, wofür wir spielen müssen. Auf der anderen Seite sind wir noch nahezu unbekannt. Wer kommt dann zu unseren Konzerten? Deshalb sind wir so glücklich, dass wir jetzt im Januar zwei Konzerte mit Alphaville spielen werden.

Alphaville ist ja eine Poplegende, die zeitlose Songs wie »Forever Young« geschrieben hat. Habt ihr euch dafür eine besondere Show ausgedacht oder spielt ihr als Support?

Georg Randel: Wir wollen uns gut präsentieren und wir werden auf jeden Fall eine neue Show mit neuer Setlist bieten. Insofern muss unsere Show nicht mit Alphaville abgestimmt sein. Es wäre ja auch ganz schön vermessen, einen Alphaville-Song zu covern...

Ihr könntet denen ja auch vorschlagen, einen Song von euch zu covern!?

Georg Randel: Da müssten sie wirklich sehr offen sein und das wäre toll, aber momentan haben wir noch gar keinen persönlichen Kontakt.

Der Sound auf eurem zweiten Album »Goldwerth« ist kein reiner 80er Retro-Sound, sondern mit vielen, interessanten, modernen Elementen angereichert. Wie würdet ihr eure Musik selbst beschreiben?

Georg Randel: Ich hatte mir die Labels »Hipster-Bubblegum-Pop« und »Eighties-Future-Retro-Pop« ausgedacht, weil ich meine Versponnenheit damit andeuten wollte und man sich eben abhebt, indem man mit Assoziationen um sich wirft. Grundsätzlich machen wir aber Elektropop. Das unter einem so allgemeinen Namen zu vertreten hat Vor- und Nachteile. Die Leute können sich zwar etwas darunter vorstellen, aber das heißt noch lange nicht, dass es dem gerecht wird, was wir machen. Elektropop ist ja ein weitgefächertes Feld. Elektropop mit experimentellem Anstrich trifft es schon ganz gut. Unser Anspruch ist es, interessante und keine beliebige Musik zu machen.

Nun hat es mit Polarkreis 18 eine Band vor euch gegeben, die mit ihrer eigenen Art von Elektropop deutschlandweit erfolgreich war. Welche Rolle spielt es, dass ihr auch aus Dresden kommt?

Georg Randel: Durch das Internet öffnet sich dir die ganze Welt, wodurch der lokale Bezug verloren geht. Ich mag Dresden, es ist eine wunderschöne Stadt und ich lebe hier auch gerne. Auf der anderen Seite habe ich nicht das Gefühl, dass das, was ich musikalisch und künstlerisch mache, hier meine Basis hat. Weil ich nie so an die Szene angeschlossen war und ich nicht so genau weiß, inwiefern das für uns als Band wichtig ist, dass wir aus Dresden kommen. Ich halte das eher für irrelevant. Wenn ich mir eine Stadt aussuchen könnte, in der ich meine musikalischen Wurzeln sehe, dann wäre das London. Weil ich finde, dass dort eine Menge guter Elektropop-Sachen herkommen. Ein Ziel ist, da auch einmal zu spielen und Fuß zu fassen. Das wäre toll.

Kann man schon verraten, was ihr bei eurer Show bieten werdet?

Georg Randel: Die Show steht und fällt damit, dass wir gut performen. Effekte unterstützen das Ganze nur. Wir haben zur Record-Release-Party in der Reithalle einfach das Glück gehabt, dass wir machen konnten, was wir wollten: Videos an die Wand projizieren, Ballons von der Decke schweben lassen, Konfettifontänen... Deswegen ist es cool, dass wir wieder in der Reithalle auftreten. Verraten kann ich nicht viel, da wir noch dabei sind, die Show zu planen. Aber die Gelegenheit lassen wir nicht ungenutzt verstreichen.
Vielen Dank für das Gespräch!

St George sind am 16. Januar gemeinsam mit Alphaville um 20 Uhr in der Reithalle zu erleben; mehr zur Band unter www.stgeorgeofficial.de

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