■ Seit 1997 zelebriert die riesa efau als Kulturzentrum für zeitgenössiche Kunst mit den »dresdner schmalfilmtagen« das Medium Schmalfilm. In der 16. Festivalsaison begeben sich die Schmalfilmfreunde nun auf die geschichtlichen Pfade der »Common Grounds« und der »Breaking Grounds« von Super8-Kamera & Co. DRESDNER-Autor Martin Krönert hat bei Valentin Steinhäuser vom Festivalteam nachgehakt, was sich dahinter verbirgt und was den Festivalbesucher sonst noch erwartet.
Die Schmalfilmtage gelten als der jährliche Höhepunkt der internationalen Schmalfilmszene. Wie seid ihr zu dem geworden, was ihr heute seid?
Valentin Steinhäuser: Uns gibt's noch! Das ist wohl am entscheidendsten, denn der Schmalfilm fristet nun mal seit Jahren ein Nischendasein als vermeintliches Heimfilmmedium, aber nicht bei uns! Außerdem wird sicher eine Rolle spielen, dass wir ein ganz demokratisches Festival ohne große Hierarchien sind, das sich immer aus seinen Mitmachern entwickelt hat. Wir hatten zu Beginn 1997 so eine Ahnung, dass auch der kleine Film eine nicht zu verachtende politische Aussagekraft hat, aber auch der Spaß am Trash hat schon immer ein große Rolle gespielt. Mittlerweile weicht dieser aber dem Ernst der Kunstproduktion, denn dieser Anspruch bekommt bei Teilnehmern und Besuchern einen immer höheren Stellenwert. Mit jährlich um die 150 Einreichungen können wir auch heute noch schöne Sichtungsnächte bei Bier und Wein erleben. Zwar sind die Filme qualitativ erstaunlich konstant geblieben, aber es haben sich ganz klar die Bedingung beim Produzieren und Entwickeln geändert.
Ihr feiert in diesem Jahr das 50-jährige Jubiläum des Mediums Super8-Film. Wie geht ihr das an?
Valentin Steinhäuser: Nicht anders als in jedem anderen Jahr. Wir sind eines der letzten Festivals, die sich um Super8 kümmern und das Schmalfilmmedium vor dem Vergessen bewahren wollen. Bei uns kann man noch die Projektoren auf dem Tresen hinterm Publikum sehen und rattern hören. Das ist doch Feier genug, oder? Natürlich haben wir neben Retrospektiven bekannter Filmkollektive wie der AG Geige, der Fortsetzung von »SaxRoyal meets Super8« und dem beliebten Live-Vertonungswettbewerb – diesmal speziell für Kinder – in diesem Jahr mit unserem Motto »Common Grounds, Breaking Grounds« historische Schwerpunkte gesetzt, die aufzeigen werden, inwiefern der Schmalfilm als Selbstmachmedium weltweit eine politische Dimension hat.
Wie global geht ihr dabei vor?
Valentin Steinhäuser: Auf der einen Seite werden die »Common Grounds« darstellen, wo es denn wie im »Labor Berlin« oder bei »Worm Filmwerkplaats« aus Rotterdam noch tatsächlich lebendige, analoge Filmproduktion in Europa gibt und wie diese stattfinden kann. Auf der anderen Seite zeigen die »Breaking Grounds« exemplarisch, inwiefern man anhand der Geschichte des Schmalfilms auch von globaler Geschichte und Politik erzählen kann.
Ein Schwerpunkt liegt auf den zwei Filmemachern Christian Petzold und Chantal Ackermann, die beide die Wendezeit in der DDR bis nach Moskau beleuchten. Auch Helmut Herbsts Arbeiten aus Jamaica sind hochinteressant, aber ein absolutes Highlight ist unser Gast Penny Siopis, die als eine der bekanntesten südafrikanischen Künstlerinnen »found footage«-Material, unter anderem Super8-Material ihrer Mutter aus der Zeit der Apartheid, in den heutigen Kunstkontext übersetzt. Besonders spannend finde ich in dem Zusammenhang auch, dass wir frühe Wochenschauen aus Mosambik zeigen, die aus derselben Zeit wie Penny Siopis' Arbeiten stammen. Denn Mosambik war in den 70ern eines der ärmstes Länder der Welt und machte sich anhand einer Kampagne zur Alphabetisierung der Bevölkerung durch Super8-Filme auf in die Moderne.
Die 16. dresdner schmalfiltage finden vom 22. bis 24. Januar in der Motorenhalle statt; Programm und mehr Infos unter www.schmalfilmtage.de