■ Mit den Beatsteaks bespielt er die großen Bühnen, als DJ reist Arnim Teutoburg-Weiß mit kleinem Gepäck. Meistens mit Hut, immer freundlich und selten ein Rockstar. Seinem Ruf entsprechend erlebt DRESDNER-Autor Matthias Hufnagl einen redseligen Frontmann, dem die Liebe zur Musik auch nach über 20 Jahren im Geschäft noch nicht verloren gegangen ist und der sich sein geliebtes Dresden auch von intoleranten Spaziergängern nicht madig machen lässt.
Du hast familiäre Verbindungen nach Dresden. Welche genau?
Teutilla: Meine Schwester, meine Neffen und mein Schwager leben in Dresden.
Deine Schwester hat eine Tanzschule in der Stadt?
Teutilla: Jetzt nicht mehr. Die Tenzaschmiede gibt es noch, glaube ich, aber die macht sie nicht mehr. Mein Schwager Olaf Becker macht jetzt Boulevardtheater in Dresden.
Da hat das Aufwachsen in einer Artistenfamilie auch deine Schwester geprägt?
Teutilla: Ja. Meine Schwester war Tänzerin, mein kleiner Neffe wird Tänzer, meine Nichte Schauspielerin.
Beim Benefiz-Konzert der Beatsteaks im Eventwerk letzten August hast du Dresden als schönste Stadt Deutschlands bezeichnet …?
Teutilla: Ich liebe die Stadt. Ich mag ihre Architektur, ich mag die Taxifahrer und ich mag an der Elbe sein.
Was war besonders an diesem Abend?
Teutilla: Einerseits natürlich der Anlass, andererseits war es das letzte Konzert der Tour. Wir wollten an dem Abend einfach nicht gehen und das Publikum wollte uns auch nicht gehen lassen. Das war sehr speziell, so lange haben wir, glaube ich, noch nie gespielt.
Ihr habt euch auf der Bühne nicht explizit zur Situation geäußert, sondern die Atmosphäre für sich sprechen lassen!?
Teutilla: Aktionen zählen, weniger das Gelaber. Wir haben an dem Abend fast 60.000 Euro für Leute gesammelt, die Flüchtlingen helfen. Das lag uns am Herzen.
Wenn du dir Dresden momentan ansiehst: eine schöne Stadt, dann aber eben auch im Fokus durch Pegida & Co. Wie ist deine Gefühlslage, wenn du momentan an Dresden denkst?
Teutilla: Also Arschlöcher gibt es überall. Ebenso Idioten und komische Leute, die eine ganz schräge politische Meinung haben. Da sticht Dresden für mich eigentlich überhaupt nicht raus. Man muss bei der politischen Lage aufpassen, dass man nicht die Nerven verliert und nicht vergisst, wie gut es uns hier geht. Ansonsten werden wir immer auch für Leute da sein, die noch viel mehr an diesem Thema arbeiten und zwar in die linke Richtung. Wir werden jetzt nicht Rage Against the Machine, aber wir haben eine ganz klare Meinung und die werden wir immer mal wieder kundtun. Den Leuten, die ein komisches Bauchgefühl haben, sollte bewusst sein, dass sie viel mehr sind als die anderen. Das sollte man doch ausnutzen und nach außen bringen.
In der Groove Station legst du Anfang April zusammen mit Dennis Concorde auf. Wie muss man sich euer Set vorstellen?
Teutilla: Dennis fängt an, dann lege ich auf und den Schluss machen wir wahrscheinlich zusammen. Ich war ja schon mal in der Groove Station und das war einer der schönsten DJ-Abende, die ich machen durfte. Daher freue ich mich schon wieder sehr darauf, habe aber kein Set, sondern meine Tasche mit CDs und lasse mich treiben. Wenn man auflegt, ist nicht der DJ wichtig, sondern dass die Leute tanzen und gute Stimmung ist. Wenn die Stimmung oben ist, dann will man sie als DJ halten. Ich lege keine B-Seiten von Pink Floyd auf.
Du kommst nur mit deiner CD-Tasche, keine Platten, kein Mac?
Teutilla: Nee, ich lege mit CDs auf.
Wie viel hast du für so einen Abend im Gepäck?
Teutilla: Ich habe so Sampler-Kram und auch noch einen USB-Stick. Ich schätze mal, dass ich so um die 500 Songs dabei habe.
Du nennst die Beatsteaks auch gerne »die Gang«. Was macht sie aus, diese Gang?
Teutilla: Wir sind sehr unterschiedliche Typen, die, wenn sie zusammen spielen und konzentriert bei der Sache sind, Spaß und etwas Einzigartiges haben. Das macht es aus. Für mich gibt es nichts Besseres, als wenn sich eine Band den Arsch abspielt.
Was war die erste Musik, von der du angefixt wurdest?
Teutilla: Die Beastie Boys waren die Initialzündung. Aber auch der ganze Punkkram. Die ganzen 90er waren eine tolle Zeit für Gitarrenmusik. In den Charts war tolle Gitarrenmusik mit Oasis und Nirvana. In den Clubs, wo nur 200 Leute kamen, war auch geniale Musik. Rancid oder Cypres Hill oder whatever. Das war eine Riesenzeit und ein Geschenk, da Teenager zu sein.
Kommt da ein Gefühl von Nostalgie auf?
Teutilla: Nein. Das war eine gute Zeit. Ich bin 41. Die Kids haben ihr Ding und machen das auch super. Es gibt viele tolle neue Bands. Ich bin da nicht nostalgisch, sondern freue mich. Aber ich folge der Schnelllebigkeit der Musik nicht mehr wirklich. Dafür bin ich einfach zu alt und habe auch immer noch zu viel zu entdecken. In der Musik gibt es eine Riesenauswahl. Für Zwanzigjährige genauso wie für Vierzig- und Sechzigjährige.
Kommt alle in die Groove Station, bringt eure Freunde mit und lasst uns tanzen!
DJ Teutilla legt gemeinsam mit Dennis Concorde am 9. April in der Groove Station auf: www.facebook.com/events/946422042092780/