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»Der Moment ist alles, was für mich zählt« – Im Gespräch mit Ansa Sauermann
Im Gespräch mit Ansa Sauermann
■ Nach abgeschlossener »Augen auf! – Zivilcourage zeigen«-Tour wurde es etwas still um das Dresdner Wildgewächs Ansa Sauermann. Schon im November 2019 gab es die ersten Meldungen zu neuen Aufnahmen zum Nachfolger der Debütplatte »Weiße Liebe«. Im April kam nun wie ein Blitz aus dunklen Coronawolken die neue Videosingle »Schaukelstuhl« heraus. Anlass genug für Dj Cramér, Ansa für DRESDNER Kulturmagazin ein paar Fragen zu Wien, neuer Langspielplatte »Trümmerlotte« und dem aktuellen Zeitvertreib zu stellen.

Gemessen an der schwungvoll poppigen Single »Schaukelstuhl«, könntest du im Plattenladen glatt zwischen 2Raumwohnung und den Toten Hosen Platz nehmen. Bei deinem Radio-Haus-Konzert für EgoFM hattest du bereits verraten, dass ein weiterer Song des Albums »Al Pacino« heißt. Das lässt aufhorchen. Was erwartet uns auf dem neuen Album?

Ansa Sauermann: Haha, das ist ja mal ein Vergleich. Das stimmt, eigentlich sollte »Al Pacino« die erste Single werden. Wir hatten dann aber alle das Gefühl, dass der »Schaukelstuhl« gerade etwas besser in diese irre Zeit passt. Nicht dass »Al Pacino« nicht auch schwungvoll wäre, er zielt nur ein wenig mehr auf soziale Interaktion ab, die … nun ja, mich selbst eher an Situationen und Momente erinnert, die wir alle wohl momentan vermissen. Das wollte ich mir und allen anderen ersparen.
Ich glaube, ich finde auf dem neuen Album viel mehr zu mir selbst. Im letzten Jahr hatte ich einen fantastischen ersten Sommer in Wien und hab eine Menge neue Inspiration gefunden, die mir und den Songs neues Leben eingehaucht hat. Im Studio konnte ich mich völlig austoben, habe viel experimentiert und ein paar Songs auch Live ohne Click eingespielt. Man wird auch viele Up-Tempo-Nummern auf »Trümmerlotte« finden. Ich wollte den Sound und die Energie, die wir live immer auf die Bühne gebracht haben, nun auch endlich auf einem Album einfangen.

Hast du die neuen Songs für das Album allein geschrieben, oder war deine »Fantastische Band« von Anfang an mit an Bord?

Ansa Sauermann: Bis auf einen Song, den Adi geschrieben hat, habe ich die neue Platte allein geschrieben. Die Jungs aus der Band haben mich dann im Laufe der Aufnahmen aber auch immer wieder in Wien besucht. Ich habe ihnen diesmal aber vorher nichts von dem neuen Material geschickt, sodass wir im Studio dann gemeinsam die frischesten und ersten Ideen einfangen konnten. So hat sich dann jeder auf seine Art einbringen und selbst verwirklichen können. Mittlerweile verstehen wir uns ja auch so gut, dass wir viel besser wissen, was der andere denkt und wo man gerade hin will.


In einem Interview zur letzten Platte hattest du gesagt, dein Ziel wäre es irgendwann in Wien zu leben. Dort bist du jetzt. Ist es so viel besser als in Dresden oder Berlin?

Ansa Sauermann: Es ist keine Frage, ob es besser oder schlechter ist. Es ist ein Tapetenwechsel, den manche Menschen mehr, andere weniger dringend mal brauchen. Ich meinte es absolut ernst, als ich sagte, dass ich Dresden immer lieben werde. Berlin war ein nettes Intermezzo, aber da gehörte ich nicht wirklich hin. In Wien habe ich die perfekte Mischung aus Dresden und Berlin gefunden. Eine Großstadt mit dem Charme einer Kleinstadt. No offense, Dresden. Ich habe auch niemals gesagt, dass ich nicht irgendwann zurück kommen könnte. Aber für den Moment bin ich hier sehr glücklich und der Moment ist alles, was für mich zählt.

Vielen Dank!

Ansa Sauermanns zweites Album »Trümmerlotte« (Lotterlabel / Sony) ist für 2020 anvisiert, genauer Erscheinungstermin sowie Tour sind derzeit noch nicht absehbar. Ansa ist auf youTube, bei Spotify und auf Facebook präsent. Zur Künstlerseite: www.ansasauermann.de/

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