■ Ursprünglich wollten Drummer Robert Eisfeldt und Bassist Matthias Barthel gemeinsam Musik machen und sich dazu Gäste einladen. Dazu gekommen ist es allerdings nicht. Bislang noch nicht. Stattdessen haben die beiden der Stadt ein Festival geschenkt, was ziemlich einzigartig ist. Das familiäre, in der Subkultur der Neustadt angesiedelte Drum & Bass Festival geht bereits in seine zehnte Runde und bekommt mit einigen der besten und gefragtesten deutschen Drummer und internationalen Koryphäen der Trommel- und Bassistenzunft den Charakter eines Best Of von Rhythmusgruppen, die in Workshops, Perfomances und abendlichen Konzerten ihr Können zum Besten geben werden. Warum das Festival nicht nur für Drum- und Bass-Nerds interessant ist und was es konkret bereithält, darüber hat sich DRESDNER-Redakteur Heinz K. mit Matthias Barthel, einem der beiden Festivalbegründer, unterhalten.
Das Drum & Bass Festival feiert in diesem September seine zehnte Wiederkehr. Was waren rückblickend die schönsten, was die peinlichsten Momente?
Matthias Barthel: Mir sind da eher witzige Momente in Erinnerung geblieben. Ich erinnere mich noch daran, wie Robert im größten Stress eine Stunde lang für Trilok Gurtu, den indischen Percussion-Gott, versucht hat, eine Unterlage zu finden für seine Tabla, weil die eine zwei Zentimeter zu hoch und die andere zwei zu niedrig war. Und der Meister war äußerst penibel. Was auch toll war: Tony Allen, ein alter Herr aus der ersten Generation der Afrobeat-Drummer, hat in seinem Workshop ein und denselben Rhythmus gespielt und kaum etwas erzählt. Er wusste eigentlich gar nicht, was er da sollte. Es war der letzte Workshop, die Leute wollten feiern und tanzen. Danach war Tony Allen so beseelt von der guten Stimmung, dass er sich eine halbe Flasche Whyskey gegönnt hat und wunderbar betrunken durch unseren Backstage gewankt ist. Oder wenn ich daran denke, wie Poogy Bell erklärt, was funky ist. Er steht auf der Bühne und beschreibt, wie es aus ihm herauskommt. »Besser nicht hier« (er zeigt auf seinen Hintern – »that's too funky«), der ganze Saal hat gebrüllt. Also immer dann, wenn sich Künstler unerwartet nahbar gegeben haben. Wolfgang Haffner ist auch so einer, der deutsche Trommelpabst schlechthin, ein lieber Kerl und so verbindlich, bei dem man merkt, dass er richtig Lust hat.
Ihr habt ja nun schon so viele Drummer und auch Bassisten bei euch zu Gast gehabt. Gehen dann nicht irgendwann die Ideen aus, wen man denn noch unbedingt holen möchte?
Matthias Barthel: Auf der Favoritenliste stehen gerade im oberen Bereich noch einige Wunschkandidaten, die wir noch nicht bekommen konnten. Musiker, die sich eher als Bandmusiker verstehen, haben wir erst durch beharrliches Nachfragen bekommen. Wie etwa Virgil Donati, der kommt nun endlich dieses Jahr, weil wir seine Band mitgebucht haben. Eher durch Zufall sind wir an die Rhythmusgruppe von Snarky Puppy gekommen, eine unserer persönlichen Favoriten, die sicher bald in aller Munde sein werden. Matt Halpern (Periphery) ist einer dieser Nerds, die nicht nur gut spielen, sondern auch gut rüberbringen, was sie erzählen wollen. Was uns am Herzen liegt, ist, dass wir in diesem Jahr wirklich tolle, komplette Rhythmusgruppen da haben. Gerade eben Snarky Puppy und Nik Bärtsch's Ronin sind sehr interessante Projekte, die wir mit großem Interesse erwarten.
Die Jubiläumsausgabe findet ja nun wieder über zwei Tage in Scheune, Groove Station und Lofthouse statt. Was hält denn dieses Wochenende an Highlights bereit?
Matthias Barthel: Also eigentlich fast alle namhaften deutschen Drummer. Weil viele davon schon einmal bei uns waren, wird das eine Art von Best-Of-Charakter haben. Andere sind auf uns zugekommen und haben speziell für das Festival etwas vorbereitet. Eine echte Besonderheit: Flo Dauner und Roland Peil von Fanta 4 bringen uns ein Jubiläumsständchen. Sie spielen mit einem befreundeten Trompeter eine Stunde lang ein exklusives Konzert. Das ist wirklich eine tolle Geste.
Ansonsten gibt es ein megadichtes Programm: 40 Acts in drei Clubs auf vier Bühnen mit Rahmenprogramm, wo vom Drum-Nerd bis zum simplen Musikliebhaber wirklich jeder etwas finden wird.
Warum ist das Festival nicht nur für Drummer und Bassisten interessant?
Matthias Barthel: Wir sprechen ein breiteres Publikum durch die abendlichen Konzerte an. Und dann gibt es tagsüber kleine Showeinlagen und Performances, die zwar alle das Thema Rhythmus bedienen, aber für jeden und jede interessant sein können. Bei den Workshops für Kinder machen auch Erwachsene mit, weil es für die genauso spannend ist, zu erfahren, was etwa ein Backbeat ist und wie dieser funktioniert. Weil dort ganz einfache Begriffe erklärt werden, die man kennt und fühlt und dann eben auch noch verstehen kann. Man haut mit einem Stock irgendwo drauf und das macht ein Geräusch. Wir hatten schon Workshops, da wurden Besen ausgeteilt und Rhythmen gekehrt. Die hatten denselben Effekt und die Leute einen Riesenspaß.
Peilt ihr denn jetzt, wenn ihr das zehnte erfolgreich überstanden habt, die 20 an?
Matthias Barthel: Was wir jetzt schon wissen ist, dass wir im nächsten Jahr einen Gang runterschalten werden. Es wird nur einen Tag geben und die Acts werden wieder etwas regionaler. Wir würden es gern mal etwas kleiner machen, um Luft zu holen und vielleicht auch, um das Fahrwasser für die lokale und regionale Szene zu nutzen.
Das Dresdner Drum & Bass Festival 2016 findet am 17. und 18. September in Scheune (open air und indoor) & Groove Station (Kombi-Bühne) sowie im Lofthouse (Bass-Bühne) statt; Workshops & Performances jeweils ab 12 Uhr, Konzerte u.a. mit Virgil Donati Group, Benny Greb's Moving Parts, Iphaze, Oded Kafri, Dub Squad ab 19 Uhr in Scheune & Groove Station; komplettes Programm unter www.dresdner-drum-bass-festival.de