■ Umweltfreundlich und gesundheitsfördernd – theoretisch ist das Fahrrad das ideale Fortbewegungsmittel in der Stadt. Anlässlich der am 31. August zum zweiten Mal stattfindenden Radnacht sprach DRESDNER-Autorin Katja Stenzel mit Gesa Dickert vom Vorstand des ADFC Dresden darüber, warum Fahrradfahren in unserer Stadt dennoch problematisch ist.
Man könnte meinen, Dresden sei eine Fahrradstadt. Ist dem tatsächlich so?
Gesa Dickert: Wir vom ADFC denken, dass sich noch Einiges verbessern muss. Der Radverkehr hat stark zugenommen, aber die Fahrradinfrastruktur hinkt den Bedürfnissen der Radfahrer hinterher.
Gibt es zu viele Radfahrer für eine zu geringe Zahl an Radwegen?
Gesa Dickert: Ja. Teilweise liegt es daran, dass die Wege fehlen, manchmal aber auch daran, dass sie plötzlich enden oder sehr schmal sind. Die Radfahrer sind in unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs, wollen überholen. Beispielsweise auf der Königsbrücker Straße stadteinwärts ist es stellenweise so schmal, dass es nicht möglich ist, zu überholen, erst recht nicht mit Kinderanhänger. Ein anderes großes Problem ist die Carolabrücke: Da staut es sich vor der Ampel und die Autofahrer sind ungeduldig, weil sie beim Rechtsabbiegen viele Radfahrer durchlassen müssen. Gerade wenn man kurz vor 8 Uhr unterwegs ist, stehen locker 30 Fahrradfahrer an der Ampel. Letztens habe ich es dort erlebt, dass einfach ein Autofahrer abgebogen ist, obwohl noch Radfahrer kamen.
Wird in Dresden zu wenig Rücksicht auf Radfahrer genommen?
Gesa Dickert: Manchmal schon. Bei vielen Autofahrern, die rechts abbiegen, fehlt auch der Schulterblick, sodass man als Radfahrer lieber nochmal einen Linksblick macht, um sicherzugehen, dass man gesehen wurde. Außerdem sind die Straßen oft so schmal, dass Autofahrer eigentlich nicht überholen können, es aber trotzdem mit viel zu geringem Seitenabstand tun. Das hat zur Folge, dass manche Radfahrer auf Gehwege ausweichen, weil sie sich auf der Straße unsicher fühlen und keine Radwege vorhanden sind. Gerade von der Stadt wünschen wir uns, dass diese Thematik stärker berücksichtigt wird.
Oft wird von den Verantwortlichen davon gesprochen, dass sich dringend etwas ändern muss. Was meinen Sie, weswegen sich trotzdem nichts tut?
Gesa Dickert: Einerseits sind die Baufirmen zur Zeit gut ausgelastet, wenn es um größere Maßnahmen geht, weil nicht nur die Stadt bauen möchte. Andererseits liegt es sicher auch an dem zu gering besetzten Personal. Im Stadtplanungsamt und im Straßen- und Tiefbauamt hat die Stadt jetzt aber neue Leute eingestellt, die für den Radverkehr zuständig sind. Wir erhoffen uns, dass sich dann mehr bewegt und mehr geplant wird. Bei neuen Projekten wird zwar meistens an den Radstreifen gedacht, aber es gibt eine Reihe von Kleinigkeiten, die versacken. Es existieren etwa 500 Punkte in der Stadt, die angefasst werden müssen. Aber es gibt keinen, der das in die Hand nimmt. Es ist nicht der Fall, dass das abgearbeitet wird und man monatlich einen Fortschritt verzeichnen könnte.
Ist die Radnacht eine Demo, die genau dem entgegenwirken will?
Gesa Dickert: Genau. Die Radnacht verstehen wir als Demonstration für einen besseren Radverkehr. Wir möchten demonstrieren – in doppelsinniger Bedeutung – wie Radfahren in einer Stadt ist, in der Radfahrer den Vorrang haben, beachtet werden und man sicher und gut durch die Stadt fahren kann. Natürlich wäre es aber schön, wenn in der Verwaltung von sich aus daran gedacht würde, und nicht nur, wenn beispielsweise der ADFC einen Verbesserungsvorschlag hat.
Die Radnacht findet am 31. August statt. Treffpunkt ist der Altmarkt, wo ab 18 Uhr Kundgebungen stattfinden und kurze Reden gehalten werden. Um 19 Uhr beginnt dann die nächtliche Radtour. Spenden werden gern entgegengenommen; www.adfc-dresden.de/