■ Hannes Weise und Hagen Lippmann haben sich 2015 selbstständig gemacht, um fair gehandelte Shirts zu bedrucken. Warum die beiden gleich zwei T-Shirt-Labels gegründet haben, verriet Hagen im Interview. DRESDNER-Autor Stephan Zwerenz besuchte ihn dafür in den Räumen des Wächterhauses »eau 42« am Emerich-Ambros-Ufer und bestaunte vor allem ihre Siebdruck-Werkstatt.
Wie seid ihr dazu gekommen ein T-Shirt-Label zu gründen?
Hagen Lippmann: Wir sind gemeinsam ziemlich lange in einem Bus unterwegs gewesen und haben überlegt, was wir auf längere Sicht für ein sicheres Unternehmen gründen könnten. Ich persönlich wollte immer gerne im Kulturbereich arbeiten und diese Ambition mit einer Branche kombinieren, die derzeit am Wachsen ist und die in Zukunft auch immer noch Gehalt haben wird – und heutzutage braucht nunmal jeder T-Shirts. Wir arbeiten mit Bands zusammen, mit kleinen Betrieben, mit Leuten, die wir interessant finden, mit dem Hygiene-Museum oder mit DJs, die Clubs auf der ganzen Welt bespielen. Wir machen lustige Punkrock-Shirts für die Omi und vom Großen bis zum Kleinen können wir etwas anbieten, das jedem individuell gefällt. Außerdem zeichne ich schon seitdem ich ein Kind bin und der Siebdruck-Stil, diese klare Farbtrennung, passt sehr gut zu dem Stil, den ich mir über die Jahre angeeignet habe.
Was reizt dich daran auf Textilien zu arbeiten?
Hagen Lippmann: Die Herausfordung dabei ist, dass das Shirt als Medium gewisse Einschränkungen mit sich bringt, die die Motivgestaltung beeinflussen. Ich finde es aber vor allem interessant, ein Medium zu haben, mit dem die Menschen herumlaufen und das dadurch in der Öffentlichkeit sichtbar ist. Dabei bleibt es immer auch ein Alltagsgegenstand, den eigentlich jeder besitzt und den auch jeder unserer Kunden braucht. Die Vereine brauchen Werbung, die Betriebe brauchen ihre Logos auf den Shirts und die Bands brauchen Merchandise. Wir erleben da ziemlich viel positives Feedback. Das macht definitiv einen großen Reiz aus.
Warum habt ihr euch dazu entschieden gleich zwei Labels zu gründen?
Hagen Lippmann: »Mugshot Prints« und »Daedalus« sprechen unterschiedliche Kundschaft an. Bei »Mugshot Prints« werden ausschließlich Auftragsarbeiten gefertigt, es ist also ein Business-to-Business-Unternehmen, bei dem zum Beispiel Musiker Shirts für ihren Merchandise-Stand bestellen können. »Daedalus« hingegen ist ein Experimentierfeld, bei dem wir nur Shirts mit selbst entworfenen Motiven anbieten und dabei die Rolle von Designern einnehmen. Diese Shirts findet man bisher leider nur in einem Geschäft, der Jakobpassage in Görlitz.
Was bewegt die Kunden von »Mugshot Prints«, nicht eher bei größeren Herstellern zu bestellen?
Hagen Lippmann: Wir reden sehr viel mit unseren Kunden und nehmen uns auch die Zeit auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen einzugehen. Somit können wir auch auf die kleinsten Änderungen flexibel reagieren und unsere eigenen Erfahrungen mit einbringen, um das Produkt schon vor und während des Entstehungsprozesses den Kundenwünschen entsprechend zu verbessern. Wir arbeiten zum Beispiel sehr häufig mit Musikern zusammen. Die haben natürlich nie Zeit. Die wollen eine Platte aufnehmen oder auf Tour gehen und ihre Merchandise-Produkte stehen meistens an vierter oder fünfter Stelle, selbst wenn die Produkte für viele Bands eine wichtige Einnahmequelle darstellen. Für uns stehen sie aber an erster Stelle und wir verbringen sehr viel Zeit damit ihnen ein gutes Produkt herzustellen. Tatsächlich gefällt es auch vielen unserer Kunden, dass wir auf Fairtrade setzen und dabei qualitativ hochwertige Shirts für sie aussuchen. Sie bezahlen dann gerne auch mehr in der Produktion, obwohl sie das Shirt dann trotzdem nicht teurer verkaufen.
Wie geht es bei euch in Zukunft weiter?
Hagen Lippmann: Wir wollen in Zukunft mit dem Rosenwerk zusammenarbeiten und vermehrt Workshops anbieten. Zudem wollen wir eine Fotoreihe mit dem Fotografen Marcus Lieder machen, in der Menschen in Alltagssituationen gezeigt werden, die sie prägen. Zum Beispiel den Schlagzeuger beim Schlagzeug spielen oder Leute beim Kochen. Außerdem wollen wir mit einem Laden in Dresden zusammenarbeiten. Wir denken da an das »Populi«, ein Fairtrade-Laden in der Neustadt, und vielleicht auch an weitere Läden. Wir ziehen auch gerade innerhalb des Wächterhauses in einen größeren Raum, weil wir uns ein neues Siebdruckkarussell zugelegt haben, mit dem wir auch 4-Farbdrucke machen können. Zudem bauen Freunde von uns ein Haus neben der Chemiefabrik aus, in das wir dieses oder nächstes Jahr umziehen wollen, um anderen die Möglichkeit zu bieten, uns bei der Arbeit über die Schulter zu schauen und ihnen Workshops zu geben. Das könnte nicht nur für uns ein neuer Dreh- und Angelpunkt werden.