■ Die Bunte Republik ist seit den 90er Jahren ein fester Termin in der Neustadt. Doch sie ist aus ihren anarchistischen Kinderschuhen längst herausgewachsen und unter den Anwohnern des Stadtviertels seit Jahren heftig umstritten. Die Kritiker bemängeln vor allem, dass aus den facettenreichen Anwohnerfesten der Anfangsjahre eine Bratwurstrepublik geworden sei. DRESDNER-Autorin Annett Groh sprach mit Magnus Hecht von der Scheune darüber, was sich ändern sollte.
Was ist aus den Plänen geworden, die BRN einfach mal ausfallen zu lassen?
Magnus Hecht: Das war mein großer Wunsch gewesen. Anstelle der Feierlichkeiten ein Wochenende lang die Zukunft der Bunten Republik zu diskutieren und nachzudenken, ob Veränderungen möglich sind – oder ob die BRN generell abzuschaffen sei. Aber da dieser Vorschlag nicht aufgegriffen wurde, müssen wir weiterhin mit der BRN leben.
Du hast in diesem Jahr die Rolle eines BRN-Koordinators angenommen?
Magnus Hecht: Das ein vermessener Titel, denn die BRN lässt sich nicht koordinieren. Aber ich versuche es trotzdem. Vor allem hinsichtlich der Kommunikation mit den Ämtern, aber auch innerhalb der BRN: was wird gemacht, welche Ideen gibt es und welche Probleme? Gleichzeitig will ich ein Konzept für das Fest erarbeiten.
Wie sehen Deine Vorschläge aus?
Magnus Hecht: Bestandteil des Konzeptes ist ein BRN-Büro zur Unterstützung der Anwohner bei der Planung und Beantragung von Aktionen. Gerade in diesem Jahr war die Anmeldefrist wieder extrem kurz. Die Gastronomen im Viertel wissen in der Regel, wann und wo sie ihre Anträge zur Straßensondernutzung abgeben müssen. Die Anwohner dagegen benötigen im Grunde immer einen kleinen Impuls. Wenn dann für die Planung zu wenig Zeit ist, kommt am Ende gar nichts zustande. Diese Hektik seitens der Stadt ist dem Ganzen nicht zuträglich.
Das BRN-Büro sollte auch die leidige Toilettenfrage und ein mögliches Pfandsystem in den Angriff nehmen. Weiterhin könnte es einen Beirat geben, der das Straßen- und Tiefbauamt bei strittigen Anträgen berät und Hinweise gibt, an welchen Richtlinien man sich orientieren sollte. Zum Beispiel, dass 40 Prozent Gastronomie auf dem Gelände genug sind, aber mindestens 20 Prozent Kulturprogramm benötigt werden, weil es sonst keine BRN ist. Solche Aufgaben übernimmt normalerweise ein Veranstalter, doch da es diesen bei der BRN nicht gibt, versuche ich ein Konzept zu erarbeiten, dass sich die Dinge einfach »ergeben können«.
Was gibt es in diesem Jahr Neues zur BRN?
Magnus Hecht: Wichtig ist das Sicherheitskonzept. Das ist zwar nicht neu, denn es wurde schon im letzten Jahr angewendet und hat sich bewährt: Man konnte sich sogar abends überall relativ frei bewegen. Es hat aber eine wichtige Prämisse des Festes durchbrochen, nämlich: dass alle vor ihrer Haustür das machen können, was sie wollen. Aus Sicherheitsgründen wird es vor allem auf engeren Straßen wie der oberen Martin-Luther-Straße keine Aktionen und Aufbauten mehr geben. Andernorts wird nur eine Straßenhälfte zur Verfügung stehen.
Heißt das, dass manche nie wieder etwas machen können, weil sie in der »falschen« Straße wohnen?
Magnus Hecht: Nein, das heißt vor allem, dass wir ein Verfahren finden müssen, um für diese Leute eine Möglichkeit zu schaffen, sich am Fest aktiv zu beteiligen. Das Sicherheitskonzept bedingt im Grunde gleichzeitig, sich Gedanken über ein gestalterisches Veranstaltungskonzept zu machen.
Viele kritisieren, dass aus dem Anwohnerfest eine Massenveranstaltung geworden ist, die sich von anderen Stadtfesten nicht mehr unterscheidet.Die BRN ist ein besonderes Phänomen, denn hier ist mit Straßenfestmethoden eines der größten Stadtfeste in ganz Sachsen entstanden. Für die Anwohner muss das Fest so erträglich wie möglich gestaltet werden. Zum Anwohnerfest wird es jedoch nicht mehr werden.
Vielleicht muss man das mit Karneval vergleichen: Der kommt auch einmal im Jahr, und man muss damit leben oder wegziehen.
Letzte Frage: Soll ich dieses Jahr zur BRN gehen?
Magnus Hecht: Ja! Ich denke, es wird auf jeden Fall spannend. Es wird immer die kleinen Nischen und Hinterhöfe geben. Man kann sich einfach treiben und überraschen lassen, wo man am Ende des Wochenendes aufwachen wird.