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»Alles andere wäre nur Pose« – Bela B im Interview
Bela B im Interview
■ Neues Album, neue Band, neues Selbstverständnis: Bela B, Elvis-Sachverständiger, Schauspieler, Synchronsprecher, Punkrocker und ein Drittel der Band Die Ärzte, inszeniert sein drittes Soloalbum »Bye« auf den staubigen Country-Roads zwischen Graceland, Berlin-Spandau und Nashville. Warum die Bibel dabei ganz essentiell aufs Armaturenbrett gehört, erzählt der Mann, der am 12. Mai im Alten Schlachthof in die Cowboystiefel steigen wird, im Interview für DRESDNER Kulturmagazin mit dem Autor Michael Loesl. Copyright Foto: Stephan Ziehen.

Bela B, welches Verhältnis haben Sie zur Countrymusik?

Bela B: Es gibt da viel schlimmes Zeug, das mich seit jeher abgestoßen hat. Johnny Cash oder Towes Van Zandt waren hingegen kompatibel mit meinen Lebensweg.

Zählten dazu nicht auch die Gesetzlosen aus der Protestbewegung der Countrymusik?

Bela B: Unbedingt. David Allan Coe, bachte direkt nach seiner Knastentlassung die Single »I Love Robbing Banks« heraus. Typen wie er haben mich beeindruckt.

Letztendlich waren aber auch die so genannten Outlaws der amerikanischen Roots-Musik Moralisten?

Bela B: Ja, natürlich, das sieht man ja auch an mir. Wir gefallen uns als die Rebellen, wir gefallen uns im Verliererdasein, aber Anarchisten sind wir nicht. Uns steht schon der Sinn nach moralischer Stütze und Themen wie Freundschaftsverrat beschäftigen uns.

Liegt die Bibel als Sinnbild für die Moral auf dem Armaturenbrett des Autos, in dem das Cover Ihres neuen Albums aufgenommen wurde?

Bela B: Ich lege mir doch nicht Grass oder Goethe ins Auto. Das Auto ist gefüllt mit Dingen, die diese Welt, die wir mit dem neuen Album geschaffen haben, symbolisieren. Die Bibel gehört als Reizthema unbedingt dazu.

Letztendlich sind Sie also mit Ihrer neuen American-Roots-Platte inhaltlich gar nicht so weit vom antagonistischen Gestus des Punkrock entfernt?

Bela B: Für mich gehört das alles zusammen, weil mich all das als Person prägte. Cowboystiefel und Cowboyhemden trug ich schon immer. Pathos gehörte auch immer zu meiner Person und Leute, die sich inhaltlich gegen etwas stemmten, gab es im Grunde genommen in der amerikanischen Roots-Musik genauso wie im Punkrock.

Man hört »Bye« an, dass Bela B bis heute ein Musik-Fan geblieben ist. Kaufen Sie noch regelmäßig CDs?

Bela B: Ständig. Ich werde immer neugieriger auf Musik und bin sehr froh darüber, dass mein Leben immer musikalischer wird. Ich beschäftige mich auch zunehmend intensiv mit subtilen musikalischen Ausdrucksformen und glaube, mir in der Hinsicht mit meinem neuen Album viel Freiraum geschaffen zu haben.

Ist es ein Luxus, eine in sich geschlossene Band wie Smokestack Lightnin’ quasi als Backing-Band auf Ihrer kommenden Tour hinter sich zu wissen?

Bela B: Es ist auf jeden Fall ein anderes Band-Gefühl für mich. Die Smokestack-Jungs haben einen definierten Band-Sound und ich habe sie wie weiland Chuck Berry gebucht, der sich für Europa-Tourneen auch immer eine hiesige Band buchte. Aber die Smokestacks begreife ich nicht als Mietmusiker, sondern als ebenbürtige Musiker. Alles andere wäre nur Pose.

Apropos Pose. Ist die Gitarre nach wie vor glamouröser als Ihr Hauptinstrument, das Schlagzeug?

Bela B: Ziehen Sie sich einen Trenchcoat an, setzen Sie sich in einen Porsche und man wird Sie für einen Zahnarzt halten. Hängen Sie sich eine tolle Gitarre um und man wird Sie für einen interessanten Typen halten. Vorausgesetzt, Sie halten die Gitarre richtig.

Wie hält man eine Gitarre richtig?

Bela B: Ich bin der Meinung, die Gitarre sollte das Geschlechtsteil bedecken. Umso interessanter ist es doch, wenn dann hin und wieder die schmale Hüfte hinter der Gitarre hervorlugt. Schön anzusehen ist es nicht, wenn die Gitarre die ganze Zeit auf das Geschlechtsteil hinweist. Im Britpop war das obligat. Da wurde die Gitarre auf der Brust gehalten, wie bei den Beatles. Die Gitarre gehört in die Körpermitte.

Da spürt man sie auch am intensivsten?

Bela B: Wenn man exaltiert spielt. Der linke Arm eines Rechtshänders muss die Gitarre immer so halten, dass man suggeriert, von Gitarrenspielen etwas zu verstehen, selbst, wenn man nichts davon versteht. In dieser Disziplin bin ich ein großer Könner.
Vielen Dank für das Interview!

DRESDNER Kulturmagazin präsentiert: Bela B & Smokestack Lightnin' feat. Peta Devlin, am 12. Mai im Alten Schlachthof; www.bela-b.de

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