Drinnen & Draußen

Ein neuer Raum zur freien Gestaltung in nächster Nähe zum Alaunpark

Anne Schmutzler ist zuvorderst als Sängerin und Kinderbuchautorin Enna Miau bekannt. Doch in der Zeit, in der coronabedingt die künstlerischen Flügel eher gestutzt als ausgefahren werden, entwickelten sich bei der Dresdner Künstlerin gleich eine Handvoll neuer Talente: »Als Sängerin kann man ja im Moment eher mit Merchandise als mit Auftritten Geld verdienen«, sagt sie mehr heiter denn bitter, als sie am Abend ihrer ersten Ausstellungseröffnung – »Kunst und Blüten« von Ulrike Woschni – selbst entworfenen Schmuck auf dem Tisch in ihrem neu eröffneten Laden zurechtrückt. Die vielseitig talentierte Künstlerin wächst nun auch gleich noch in gänzlich neue Geschäftsfelder hinein. Denn durch die gemeinsame Ladeneröffnung mit ihrem Mann, dem Film- und Musikproduzenten Ludwig Schmutzler, ist sie nun auch Galeristin, Ladenbetreiberin und Vermieterin.

Ulrike Woschni und Enna Miau (Foto: René Seim)

So kann man im »Drinnen & Draußen«, das sich gleich neben dem Restaurant Maharadscha befindet, und bis zum Einzug der Familie Schmutzler auch als Lager für das Restaurant fungierte, nicht nur Kunst erwerben. Der Raum kann auch für kleinere Feste und Seminare angemietet werden. Inspiriert von der eigenen Erfahrung als Teilnehmerin eines musikalischen Babykurses, gibt sie, so wie es Corona natürlich zulässt, eigene musikalische Babykurse. »Es können sich aber auch Interessierte melden, die hier bei uns selber Kurse geben wollen. Auch Bewerbungen für zukünftige Ausstellungen nehmen wir gerne an. Sie sollten nur nicht zu düster sein, wir wollen den Raum ja auch für Kindergeburtstage vermieten.«

Die Ausstellung »Kunst aus Blüten« zeigt ebensolche Werke von Ulrike Woschni. Die Künstlerin aus Dresden, die seit 2019 jeden Dienstag über coloRadio mit ihrer Sendung »Abendschule« zur thematisch diversen Weiterbildung anstiftet, gab zur Ladenöffnung ihr Ausstellungsdebüt. Zu sehen gibt es geduldig arrangierte Werke, denen gemeinsam ist, dass sie allesamt mit getrockneten Blüten- und Pflanzenteilen gestaltet worden sind. Wer jetzt allerdings natur-naives Easy Watching erwartet, wird überrascht, denn durch die grafische Verbindung ornamentaler Hintergründe (in den Reihen »Blumen« und »Vögel«), die mittels digitaler Fotokopie entstehen und den malerischen Aquarellbuntstiftzeichnungen, mit denen die Blüten- und Pflanzenarrangements erst zum Gesamtkunstwerk werden, blättert sich eine rätselhafte, zwischen Kühle und Wärme balancierende Ästhetik auf, die an einen Retro-Futurismus denken lässt, wie man ihn auch vom Steampunk her kennt. Die Bilder sind oft rätselhaft, skurril, surreal und traumwandlerisch, aber verstören nicht und tragen häufig Wärme in sich. Manch Pflanzenkundler wird wohl sofort wissen, wie der Großteil der Bilder heißt, aber nicht jedes Bild gibt seinen Namen auf dem Tablett preis. Was mit dem Basteln für die eigenen Kinder und Familienmitglieder begann, entwickelte sich zu Kalendern, die ebenfalls Blütenkunstmotive enthalten und stets das Motto tragen: »Wie kann ich bildnerisch ein Wort wiedergeben?«

Wer also gerne um die Ecke denkt (und schaut) und sich auch für schöne Grafiken interessiert, der sollte einen Abstecher in den neuen, breit aufgestellten Laden am Alaunpark wagen.
René Seim

Drinnen & Draußen, Kamenzer Str. 62, Mo-Fr 10-12.30 Uhr und 13.30-16.30 Uhr, die Ausstellung »Kunst und Blüten« ist noch bis Ende März zu sehen; mehr unter: drinnen-draussen-dresden.de bzw. ulrike-woschni.com