Auf Abstand und Tuchfühlung

Die 22. dresdner schmalfilmtage haben ein besonders wandelbares Thema gefunden

Live-Vertonungs-Wettbewerb bei den dresdner schmalfilmtagen

Es rattert wieder im riesa efau. Doch auch an Europas bedeutendstem Festival für Schmalfilm geht die derzeitige Situation nicht spurlos vorbei. Mit dem Festivalthema »Abstand + Nähe« scheint es sogar so, als hätte das von Verschiebungen und Einschränkungen im letzten Jahr ordentlich gebeutelte Programmteam nur noch die Pandemie im Kopf. Aber weit gefehlt, denn auf »Nah« und »Fern« ist man in der Filmkunst schon immer angewiesen. Schließlich will die Leinwand ja mit monumentalen Landschaftsaufnahmen gefüllt werden. Und gerade mit den handlichen 8mm- und 16mm-Filmkameras lässt es sich zudem so richtig schön auf Tuchfühlung gehen. Ein wirklich wandelbares Thema also.

Aus nächster Nähe kann man zum Beispiel die beliebten Wettbewerbe »Found Footage« und »Live-Vertonung« erleben, die gleich an den ersten beiden Festivaltagen vor (hoffentlich ganz viel) Publikum ihre Spontanität beweisen dürfen. Wie weit in die Ferne der internationale Super8/16-Wettbewerb in diesem Jahr schweift, bleibt noch ein Geheimnis, doch es hat sich wieder preiswürdiges Filmmaterial aus der ganzen Welt angefunden. Abstand und Nähe kann man auch aus historischer und geopolitischer Sicht betrachten, wie das Festivalteam am Festivalsamstag mit der spannenden Gegenüberstellung von BRD-Archivmaterial und DDR-Arbeiterfilmkunst zeigt.

Gar nicht weit entfernt und durch die geschlossenen Grenzen dennoch unerreichbar, waren in letzter Zeit unsere tschechischen Nachbarn. Dort erlebt der Schmalfilm aktuell eine Rennaissance an den Kunsthochschulen. Einen Abriss davon und eine kleine Retrospektive der Underground-Künstlerin Irena Gosmanová alias »Pigi« zeigt die »Länderreihe Tschechien«. Wer dem ganzen Medium so richtig nah kommen möchte, hat bei den kostenfreien, von renommierten französischen Filmkünstlern in englischer Sprache geführten Filmworkshops zu den Themen »B&W Homemade Copies« und »Image Dance« die Gelegenheit dazu. Wirklich komplett auf Sicherheitsabstand kann man übrigens ebenfalls bei allen Programmen im heimischen Livestream gehen.

MK

Die 22. dresdner schmalfilmtage finden vom 16. bis 19. September in der Motorenhalle des riesa efau statt. Das gesamte Festivalprogramm, die Anmeldung für die Workshops und den jeweiligen Livestream der Programme gibt es unter schmalfilmtage.de