»Wir lassen uns nicht entmutigen«

Die Tanzwoche Dresden steckt in ihrem 30. Jubiläumsjahr in finanziellen Schwierigkeiten

Postherioca von der Compagnie Tanzwerke Vanek Preuß, Copyright: Günter Krämmer

Die Tanzwoche begeht im April ihr 30. Jubiläum. Eigentlich, muss man sagen. Noch steht in den Sternen, wann die Türen der Theater wieder geöffnet werden dürfen. Was bedeutet das für die Planung des Festivals? René Rothe, freier Regisseur und seit einigen Jahren Künstlerischer Leiter der Tanzwoche, hat dazu die Fakten. Das Interview für DRESDNER Kulturmagazin führte Rico Stehfest.

Wie plant man unter den aktuellen Umständen ein Festival, das eigentlich einen enormen organisatorischen Vorlauf benötigt, den man jetzt aber nicht hat?

Wir haben momentan tatsächlich ein ganz anderes Problem. Uns ist die institutionelle Förderung durch die Stadt gestrichen worden, was mir, gelinde gesagt, unverständlich ist. Die Tanzwoche Dresden ist das größte Projekt des Vereins zur Förderung der Tanzbühne Dresden e.V. und eins des größten beständigen Tanzfestivals für zeitgenössischen Tanz in Europa mit nationalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern. Das ist schon ein Schlag ins Gesicht aller Beteiligten.

Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Die Entscheidung erscheint uns widersprüchlich. Die Facharbeitsgruppe Darstellende Kunst kritisiert in ihrer Erklärung das Ausbleiben eines Generationswechsels innerhalb der künstlerischen Weiterentwicklung der Tanzwoche. Dieser Generationswechsel in der Projektleitung ist aber in den laufenden Vorbereitungen des Festivals 2019 durch mich vollzogen worden. Auch ist dieser Wechsel langfristig vorbereitet, da ich über mehrere Jahre durch die mir übertragenen Aufgaben in das Festival hineingewachsen bin. Im Bereich der Pressearbeit haben wir Jelena Ivanovic seit 2019 mit im Team und mit Daniela Backhaus eine Tanzpädagogin für den Bereich der Inklusion. Durch dieses Team entstand das neue Konzept für das Festival 2020. Auch mit Blick auf die künstlerischen Inhalte sind in diesen Jahren neue Compagnien und Künstlerinnen und Künstler dabei, die frische, zeitgenössische Konzepte verfolgen. Die offizielle Begründung ist für uns also nicht nachvollziehbar.

Wie wurde denn das Konzept bewertet?

Auch hier ist für uns einiges unklar. Für 2020 war unser neues Konzept angenommen worden, mit dem wir ja den Generationswechsel vollzogen hatten. Wir hatten entsprechend eine institutionelle Förderung zugesagt bekommen. Nachdem letztes Jahr die Tanzwoche situationsbedingt ausfallen musste, haben wir das bestehende Konzept modifiziert. Wir haben also ganz selbstverständlich auf dem bestätigten Konzept aufgebaut und die weitere Entwicklung vorangetrieben. Auf Anraten der Stadt haben wir eine Projektförderung beantragt, weil sich abzuzeichnen begann, dass eine institutionelle Förderung nicht gewährt werden würde, wobei die Gründe dafür offenblieben. Aber diese Projektförderung haben wir auch nicht erhalten. Das wirkt auf uns zwangsläufig etwas intransparent.

Was bedeutet das für die nächsten Pläne?

Wir lassen uns auf jeden Fall nicht entmutigen. Wir sind in Widerspruch gegangen; allerdings ist das Procedere hier sehr langwierig. Wir wollen natürlich das Gespräch mit der Stadt suchen, sehen aber hier Mühlen malen, deren Arbeit wir weder mitgestalten noch beschleunigen können. Dank der Gastspielförderung der Kulturstiftung des Freistaates haben wir jetzt erstmal den Plan, ein kleines Festival im projekttheater und im öffentlichen Raum stattfinden zu lassen, sofern es die Umstände ermöglichen. Wir haben neben anderen die Compagnie »Tanzwerke Vanek Preuß« aus Bonn eingeladen. Sie zeigen ihre Performance »Postheroica – Abschied vom Heldenmythos Beethoven«. Das wird hoffentlich die Eröffnung des Festivals am 21. und 22. April werden.

Vielen Dank!

Update 19. April: Ursprünglich sollte die Tanzwoche Dresden verkürzt vom 21. bis 29. April im projekttheater sowie im Alaunpark stattfinden, aufgrund der Corona-Situation sind jedoch Präsenzveranstaltungen nicht möglich.