Zwischen Analog und Digital

Die Kunsthochschule in Zeiten von Corona

Prof. Anton Henning im Gespräch (Foto: Katja Zehrfeld)

»Wem gehört dieser Raum?«

Als Antwort auf die Schließung von kulturellen Institutionen, also Innenräumen, haben sich die Studierenden der Fachklasse für zeitbasierte Medien von Prof. Carsten Nicolai mit möglichen Ausstellungsformaten im öffentlichen Stadtraum auseinandergesetzt. Das Plakat als Medium steht im Zentrum dieser Überlegung. Plakate dokumentieren gesellschaftliche Entwicklungen und spiegeln wechselnde Stile in der Kunst. Dieser »Mehrwert« ist es, der aus einem Plakat ein Kunstwerk machen kann. Durch das modulare Layout sind die Plakate visuell miteinander verbunden. Eine Inspirationsquelle waren auch die für Dresden bekannten Formbausteine. Die Plakate entstanden durch die Kommunikation der Studierenden über Online-Meetings im digitalen Raum.

Klasse Carsten Nicolai »Wem gehört dieser Raum?«

Die derzeit ungenutzten Werbeflächen der Firma Mambo Plak in Dresden werden zum »Ausstellungsraum«. Die Dauer der Ausstellung im öffentlichen Raum ist ungewiss. Durch den Hashtag #KCN und einen QR-Code findet eine Verknüpfung zurück in den digitalen Raum statt. Die Aktion ist so angelegt, dass sie auch künftig im digitalen und analogen Raum wiederholt und ergänzt werden kann. Die Ausstellung versteht sich ebenso als ein Format, jedem den Zugang zu Kunst zu ermöglichen, jungen Künstlern und Künstlerinnen eine Plattform zu bieten und so die Sichtbarkeit der Dresdner Kunstszene zu bewahren.

Prospektive, Lena Dobner »Strecke« 2019

Im Oktogon, der Kunsthalle der HfBK, treffen unter dem Titel »Prospektive« 46 Künstlerinnen und Künstler zusammen, die an der Akademie in Wien bei Daniel Richter und bei Ralf Kerbach in Dresden studieren. Kuratiert von Liam Floyd (Dresden) und Paolina Wandruszka (Wien) schaut »Prospektive« in die Zukunft eines traditionellen Mediums der Kunst: der Malerei. Die Ausstellung versteht sich als Gegenentwurf zum gängigen Ausstellungsformat: der Retrospektive, dem Rückblick also.

In der Ausstellung geht es darum, das Werk von Kunstschaffenden in den Blick zu nehmen, die der Kanon (noch) nicht kennt, die sich einer Einordnung vielleicht sogar entziehen. Es geht also nicht um Namen, sondern um die Kunst selbst, die sich vielleicht gerade an der von Unsicherheit und Leichtigkeit geprägten Schwelle zwischen Ausbildung und Autonomie offenbart. Es geht um die Frage der Zukunft von Malerei, um das Hinterfragen von Betrachtungsweisen und die verschiedenen Auffassungen von Kunst.

Die Idee, beide Klassen für ein gemeinsames Ausstellungsprojekt zusammenzubringen, entstand während eines Studienaufenthalts von Lena Dobner (Kerbachklasse, Dresden) bei der Klasse von Daniel Richter in Wien im Sommer 2018. Nina Gross aus der Wiener Klasse und Lena Dobner entwickelten in dieser Zeit gemeinsam das Konzept der Ausstellung.

Die Ausstellung »Prospektive« ist vom 24. Juli bis 30. August 2020 im Oktogon der HfBK zu sehen.Und wer es nur digital möchte, dem sei die seit 15. April wieder verfügbare neue Version von kunstknall empfohlen.