»Was wir brauchen, ist eine Ansage und zwar eine einheitliche, bundesweit«

Bernhard Reuther, Geschäftsführer des ehemaligen Kino im Dach und künftigen »Zentralkino« im Kraftwerk Mitte – befragt von Martin Krönert

Bernhardt Reuther

Hallo Bernhard, wie ist es dir in den letzten Wochen und Monaten so ergangen?

Alles ganz okay. Bis auf die Coronageschichte. Die war so nicht vorgesehen (lacht). Im Groben läuft bei uns alles nach Plan weiter. Der Umzug vom Kino im Dach zum Zentralkino war ja schon weit vorher festgelegt. Es gibt ein paar Verzögerungen baubedingt, die auf Corona zurückzuführen sind und so nicht geplant waren. Aber wir sind insgesamt gut voran gekommen.

Also darf man hoffen, dass gleich nach Corona das Zentralkino angesagt ist?

Jein. Wir haben aktuell die Situation, dass Sachsen ab 15. Mai die Kinos wieder öffnen lässt. Wir haben jedoch bis heute noch keine Infos (Anm. d. Red.: Zum Zeitpunkt des Interviews war dies noch nicht klar), wie die Auflagen dazu sind. Ganz allgemein macht es auch für Kinos keinen Sinn zu öffnen, da schlichtweg keine aktuellen Filme zur Verfügung stehen. Alle Werbemaßnahmen sind schon lange verpufft. Und ich sehe auch noch nicht, dass im angehenden Sommer so großer Bedarf besteht, sich gleich nach der Öffnung wieder in geschlossene Räume zu setzen und Filme zu gucken. Ich kann keine Termine nennen. Grob gesagt wird das Zentralkino zwischen Juli und September wohl aufmachen. Keine ideale Zeit für eine Kinoeröffnung …

Es wurde ja auch sehr kurzfristig gedacht mit der Lockerung Mitte Mai …

Von der Kinobranche ist überall hin zur Politik kommuniziert worden: Schön und gut, dass wir wieder öffnen dürfen, aber wir brauchen Vorlaufzeit. Was wir brauchen, ist eine Ansage und zwar eine einheitliche, bundesweit. Die Filmverleihe und Lizenzgeber werden jetzt nicht nur für zwei oder drei Bundesländer ihre Filmstarts durchführen. Es würde mich überraschen, wenn jetzt in der Stadt alle Kinos plötzlich erwachen und zum Normalgeschäft übergehen.

Der Einschnitt in die Kinokultur ist durch Corona sicherlich enorm. Ist für dich das Kinojahr jetzt generell gelaufen?

Am liebsten möchte ich das Jahr 2020 einfach aus dem Gedächtnis streichen. Aufholen ist einfach nicht mehr drin. Das betrifft nicht nur Kino, sondern alle Branchen. Niemand wird jetzt zweimal am Abend essen gehen oder sich eben nun doppelt so oft Filme anschauen, wie er sonst getan hätte. Das wird eines der, ach was, das allerschlechteste Kinojahr aller Zeiten werden. Das ist ganz klar. Ich gehe aber weiterhin davon aus, dass es noch einen Bedarf gibt. Sonst würde ich das alles gar nicht mehr machen.