»Diesem Corona werden wir was husten!«

Michael Kuhn, TV- und Bühnen-Autor und Regisseur (Boulevardtheater, Krabat Festspiele) – befragt von Karsten Hoffmann

Michael Kuhn

Wie ist dein Stand der Dinge, wenn der Vorhang zunächst geschlossen bleiben muss?

Ich bin gesund, das ist erst mal die Hauptsache. Ich habe keine Kinder, das erspart mir natürlich das berühmte Homeschooling, was manchmal wohl eher eine Schule der Geduld für die Eltern scheint. Ansonsten mache ich, sofern es geht, Homeoffice, wobei das Schreiben an neuen Stücken für das Theater wie ein Stochern im Nebel ist, ohne dass man weiß, wann und wie es weiter geht. Zuletzt wurden die Krabat Festspiele in Schwarzkollm, deren Autor und Regisseur ich bin, abgesagt, das macht natürlich keine Freude. Auf der Bühne stehe ich seit Mitte März nicht mehr, die ausgefallenen Vorstellungen zähle ich schon gar nicht mehr. Wie ich damit umgehe? Nun ja, da ich gern lache, versuche ich lieber das zu tun, als zu verzweifeln, auch wenn die Situation es einem nicht gerade leicht macht.

Wie hart hat es dich getroffen und was wünscht du dir von der Politik?

Wie gesagt, ich habe keine Kinder zu betreuen, also sind es natürlich die leidigen finanziellen Probleme. Ich gehöre zu den sogenannten Solo-Selbständigen, die momentan aufgrund der Theaterschließungen Null Komma gar keine Einnahmen verzeichnen. Die Corona-Soforthilfe des Bundes dienen leider weniger, wie zunächst kommuniziert, der Erhaltung der Liquidität, sondern sollen Betriebsausgaben ausgleichen. Das hilft sicher einigen in der Not, aber mangels eigenem Büro belaufen sich meine Betriebsausgaben auf ein paar Stifte, Papier und Druckerpatronen. Also von dieser Seite kommt nichts. Von einem Grundeinkommen à la Bayern oder Ba-Wü für Betroffene wie mich, ist in Sachsen leider nichts zu vernehmen. Und so komme ich aktuell mit meinen Ersparnissen für meinen Lebensunterhalt auf. Mal sehen, wie lange das noch so geht, da bleibe ich optimistisch. Allerdings weiß ich, dass es viele Kollegen gibt, die kein Finanzpolster anlegen konnten, denen bleibt nun offenbar nur Hartz4 in der stillen Hoffnung, nicht versehentlich in einer Zugewinngemeinschaft mit der Hauskatze zu leben. Unterm Strich ein demütigender Weg für alle, die energetisch und kreativ ihr Leben bestreiten, niemandem auf der Tasche liegen und all die Jahre genauso viele Steuern bezahlt haben für einen auf Solidarität beruhendem Staat, der sich nun auffällig ruhig verhält – wohl bemerkt, ohne irgendeine Schuld an ihrer derzeitigen Situation zu haben. Mein Wunsch ist es also an die Politiker, die dieser Tage natürlich einen schweren Job haben, sich trotzdem vor Augen zu führen, dass die Kunst- und Veranstaltungswirtschaft für Deutschland ein ebenso wichtiger Faktor wie die Automobilbranche ist, dass Kultur eben nicht verzichtbarer Luxus ist, nicht einfach Vergnügen und Trallalla, sondern schlicht auch ein Wirtschaftszweig, der Hunderttausende von Menschen ernährt und Millionen von Steuergeldern erzeugt.

Was wirst du unternehmen, um die Krise glimpflich zu überstehen?

Ich überlege natürlich gemeinsam mit Kollegen, wie man weiter agieren kann, wie man Theater auch in Zeiten von Mundschutz und Abstand halten eventuell gestalten kann. Das alles könnte die Politik aber sehr unterstützen, indem sie versucht, soweit möglich, konkrete Fahrpläne und Möglichkeiten für eine Zukunft auszuarbeiten, die jenseits der kommenden zwei Wochen liegt.

4. Wie ist Deine Prognose mit dem Blick in die Zukunft?

Ich bin ein Optimist. Ich bin 41, da gab es schon genug Krisen – privat oder weltweit – die man erlebt, durchlebt und auch immer überlebt hat. Klar geht auch diese Krise vorbei und also ist die Perspektive weiterhin gut. Mein persönliches Motto dieser Tage: Diesem Corona werden wir was husten!