Literaturreihe mit vier Schriftstellerinnen und Schriftstellern mit osteuropäischen Wurzeln
Wie blicken Autorinnen und Autoren mit osteuropäischen Wurzeln 35 Jahre nach dem Zusammenbruch des »Ostblocks« auf ihre Herkunftsländer? Was ist aus den Träumen des Aufbruchs geworden? An vier Abenden im Januar und Februar geht die Literaturreihe »AufBruch« der SLUB in Kooperation mit den Städtischen Bibliotheken Dresden, der Dresdner Philharmonie und der Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen diesen Fragen nach und lässt Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Lesung und Gespräch zu Wort kommen. Zu Gast sind Saša Stanišić, im ehemaligen Jugoslawien geboren und seit vielen Jahren in Deutschland lebend, Joanna Bator aus Polen, Zsófian Bán aus Ungarn und Maria Bidian, die ihr Leben zwischen Deutschland und Rumänien teilt.
Den Anfang macht Saša Stanišić am 10. Januar im Kulturpalast. Immer wieder lotet der in Bosnien geborene Autor, der 2019 für seinen autobiografischen Roman »Herkunft« mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, die Frage der Herkunft in seinem Schreiben aus – auch in seinem neuen Erzählband »Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne«. Er tut dies stets mit Humor und Leichtigkeit und zugleich wohnt seinen Figuren eine Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit inne, die seinen Texten eine klare politisch-gesellschaftliche Dimension verleiht. Zu Lesung und Gespräch spielen Mitglieder der Orchesterakademie der Dresdner Philharmonie Kammermusik von Francis Poulenc, Jean Françaix und Felix Lemaire.
Fortgesetzt wird die Reihe am 21. Januar in der SLUB. Zsófia Bán erzählt in »Weiter atmen«, wie Erfahrungen, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft machen, noch Jahre später in alltäglichen Situationen aufscheinen. Wir erleben das beiläufige Gespräch am Fahrstuhl, den Reparaturtermin des Elektrikers oder den Besuch im Krankenhaus. In diesen Situationen legt Bán tiefer liegende Schichten frei.
In ihrem Roman »Bitternis« – für dessen kongeniale Übersetzung Lisa Palmes den Preis der Leipziger Buchmesse 2023 erhielt – erzählt Joanna Bator von weiblichen Lebensentwürfen in einem niederschlesischen Dorf. Im drängenden, sarkastischen, an Elfriede Jelinek erinnernden Ton entfaltet sich das Drama der zornigen Frauen, die sich alleine durchschlagen müssen. Krieg, Gewalt und privates Unglück haben die Angst und Bitternis hervorgebracht, aus deren Bannkreis erst die Jüngste, Kalina, heraustritt, indem sie davon erzählt. Die in Japan und Polen lebende Autorin Joanna Bator liest am 28. Januar in der Zentralbibliothek im Kulturpalast.
Die Reihe beschließt am 4. Februar Maria Bidian mit einer Lesung und einem Gespräch zu ihrem Roman »Das Pfauengemälde«. Das gelungene Debüt von Maria Bidian zeichnet ein komplexes, gegenwärtiges Bild von Rumänien, einem Land, das zwischen turbulenten politischen Verhältnissen und dunkler Vergangenheit selbst auf der Suche nach der eigenen Identität zu sein scheint. Der Eintritt zur Lesung in der SLUB ist frei.
HK
Saša Stanišić, am 10. Januar, 19.30 Uhr, im Kulturpalast, Zsófia Bán (Lesung und Gespräch auf Deutsch und Englisch) am 21. Januar, 18.30 Uhr in der SLUB, Joanna Bator (Lesung und Gespräch auf Deutsch und Polnisch) am 28. Januar, 21 Uhr, in der Zentralbibliothek im Kulturpalast, Maria Bidian am 4. Februar, 18.30 Uhr, in der SLUB. Mehr Informationen zu den Veranstaltungen der Reihe »AufBruch« findet ihr hier.