DRESDNER Kulturmagazin stellt sein Erscheinen vorerst ein
Nicht käuflich! Mit der Umstellung auf kostenfreie Verbreitung haben wir mit der Novemberausgabe 1996 einen großen Schritt nach vorn getan. Unsere Entscheidung war richtig: Es gelang uns, mit kompetentem Kultur- und Lokaljournalismus und gutem Programm-Service, eine breite Leserschaft, ungeachtet ihrer Herkunft und ihres Einkommens, für die Kulturrezeption und das urbane Leben zu begeistern. Der hohe Zuspruch, den wir seither bekommen, ist ungebrochen – auch in Form von Unterstützer-Abos und Spenden von mehr als 12.000 Euro, für die wir uns bei allen Spenderinnen und Spendern ganz herzlich bedanken.
In wirtschaftlicher Hinsicht hat uns – im Gegensatz zu vielen anderen Zeitungen und Zeitschriften – nicht etwa nachlassendes Leserinteresse in schweres Fahrwasser gebracht, sondern die schlichte Tatsache, dass ein kostenfreies Medium seine Kosten mit Anzeigenumsätzen bestreiten muss. Und wenn diese in kurzer Zeit in großem Umfang ausbleiben, dann ist schnell das Ende der Fahnenstange erreicht. Kürzungen und Unsicherheiten in den Kulturetats von Land und Stadt sind direkt an uns weitergereicht worden. Da konnten auch die privaten Veranstalter das Loch nicht ausfüllen, das durch den Abzug öffentlicher Gelder verursacht wurde.
Ob auch ein Loch in der öffentlichen Meinungsbildung gerissen wird, wird die Zukunft zeigen. Stets haben wir unsere Leserinnen und Leser in den Mittelpunkt unserer Arbeit gestellt. Wir sind dabei der Prämisse gefolgt, dass es nicht unsere Aufgabe ist, mündige Menschen zu belehren. Stattdessen waren wir davon überzeugt, mit unserer kritischen Berichterstattung Neugierde zu wecken, Beurteilungsvermögen zu schulen und auch fundierten Meinungen Raum zu geben, die dem vermeintlichen Zeitgeist entgegenstehen.
Konzerninteressen oder einer politischen Doktrin sind wir nie gefolgt. Das Wort »Gewinnmarge« haben wir bei unserer redaktionellen Arbeit nicht gekannt. Diese Unabhängigkeit hat ihren Preis –, aber auch einen Lohn, denn sie sicherte uns eine über Jahrzehnte treue Leserschaft in Dresden und in weiten Teilen Ostsachsens.
Mit Reportagen, Specials, Artikel- und Porträt-Serien, zahlreichen Exklusiv-Interviews, dem Music Contest »sound of dresden«, dem Stadtgeschichten-Podcast, oder dem Literaturpreis »DRESDNER Miniaturen« haben wir auch beständig eigene Akzente gesetzt und unsere Qualität als kompetente Kulturvermittler, wie auch als unabhängiges Medium immer wieder aufs Neue bewiesen.
Die Kürzungen der Landeshauptstadt Dresden sowie des Freistaates Sachsen und des Bundes im Bereich der Freien Szene bringen auch international ausgerichtete Institutionen wie Hellerau und Hygiene-Museum in Bedrängnis. Für uns bewirkte dieses Streichkonzert Umsatzeinbußen von mehr als 40 Prozent innerhalb eines Jahres. Eine kostendeckende Herausgabe und Verbreitung des kostenfreien Kulturmagazins ist somit im Januar 2025 nicht mehr gegeben.
Der in diesem Jahr neugewählte Stadtrat der Kunst- und Kulturstadt Dresden setzt mit seiner Ablehnung zukunftsweisender Projekte, wie einem Zentrum für zeitgenössische Kunst im Stadtzentrum, das falsche Signal. Kürzungen nach dem Prinzip »Rasenmäher« treffen insbesondere jene, die ohnehin schon unterfinanziert sind und kein Einsparpotential mehr haben. Dies ist in der Kulturszene leider nur allzu oft der Fall.
Das gedruckte Wort besitzt immer noch einen hohen Stellenwert und eine Glaubwürdigkeit, die digitale Medien nicht vorweisen können. Insofern schmerzt es uns sehr, vorerst keine Printausgabe herausgeben zu können. Doch sind wir zuversichtlich, dass sich nach der Restrukturierung ein neuer Herausgeber findet, der die Qualitäten des DRESDNER Kulturmagazins als unabhängiges Medium zu schätzen weiß. In dieser Hinsicht sind wir durchaus käuflich. Aber nicht um jeden Preis.
Heinz K. für die DRESDNER-Redaktion