Die Städtische Galerie stellt ihre Neuerwerbungen vor
Die Ausstellung »Echtzeit« in der Städtischen Galerie Dresden präsentiert über 40 neu erworbene Werke für die Kunstsammlung der Stadt Dresden. Die Werke wurden dank der großzügigen Spende einer anonymen Mäzenin erworben, die die Sammlung nachhaltig bereichert hat.
Im Zentrum der Ausstellung stehen Malerei, Skulpturen und konzeptuelle Arbeiten. Viele der Werke stammen aus den letzten Jahren, nur wenige sind älteren Datums. Wer die Städtische Galerie regelmäßig besucht, wird sich über das Wiedersehen mit manchen »alten« Bekannten freuen, darunter Nadine Wölk mit »Flickering Lights«, einem Portrait, das ganz nah an den Betrachter herangerückt ist. Es ist ein flüchtiger Moment, eine Straßenszene in der Nacht: eine junge Frau blickt wie in sich gekehrt aus dem Bild heraus, ohne den Betrachter zu treffen, im Hintergrund die blinkenden Lichter der Stadt.
Annedore Dietze ist mit »Hidden Treasure« vertreten, einer expressiven, sehr dichten Farberuption in Magenta- und Rottönen, Weiß und Schwarz.
Von Frank Lippold ist das großformatige Bildrelief »Schwarze Zahlen X« zu sehen, das in seiner charakteristischen Technik gefertigt ist: er trägt unterschiedliche Farben auf Holzplatten auf und trägt die Schichten durch kleine Schnitte anschließend wieder ab.
Bei den vielen, unterschiedlichen Handschriften, die die Werke tragen, fallen einige doch ganz besonders auf. Da ist »Napoleon« der russischen Künstlerin Liza Sivakova: das beunruhigende Portrait einer bekannten Figur und die Auseinandersetzung mit der Frage, was ist Macht. Liza Sivakova hatte sechs Jahre an der Kunstakademie in St. Petersburg studiert; da sie dort ihre Bilder jedoch nicht so malen durfte, wie sie es sich vorstellte, kam sie 2022 nach Dresden.
So radikal und existentiell ist in dieser Ausstellung nur noch »Salome« von Angela Hampel aus den Jahren 1985/86 – eine traurige Punkerin, die einen abgeschlagenen Kopf vor sich herträgt. Man kommt nicht umhin, Parallelen zu ziehen. Angela Hampel gehörte damals zu einer expressiven Bewegung von Künstlern in der DDR, die mit ihrer Arbeit direkt in die gesellschaftliche Auseinandersetzung eingreifen wollten.
Kein anderes der Werke hat diese Dringlichkeit, obwohl manchen anzusehen ist, dass sie sie gern hätten. An diesem Gewollten kann man gut Anstoß nehmen – genauso wie an Arbeiten, die anscheinend gar nichts wollen außer, dekorativ zu sein. Und doch findet man immer wieder Werke, die festhalten. So die Bilder von Stefan Lenke, die zum einen mit klaren, geometrischen Elementen arbeiten, zum anderen aber auch mit Farben und Licht; die einzelnen Ebenen decken sich nur langsam auf. So auch »Movimento« von Katrin Süss, die in ihrem künstlerischen Werk immer wieder den Kreis als Urform und Archetyp untersucht. »Movimento« ist ein Objekt aus Papier, Pappe, Farben und Gaze, das Kreis und Quadrat aufeinander bezieht. Durch die Struktur der verwendeten Materialien entsteht ein Relief, das Relief einer Spirale, eines Strudels.
Unerwartet zwischen all den verschwenderischen Farben, einem kleinen Schock gleich, steht man dann plötzlich vor der »Ordensschwester« von Herrmann Glöckner. Das Portrait ist reduziert auf einfachste Bildelemente – Linien, Flächen, und so wenig Kurven wie möglich – und nur drei Farben: Schwarz, Weiß und ein rostiges Rot, das an die Sgraffiti erinnert, mit denen Glöckner bis Mitte der 50er Jahre seinen Lebensunterhalt sicherte.
Zur Schau gehören auch Skulpturen und Objekte, unter anderem eine Sandsteinarbeit von Matthias Jackisch, die allerdings nicht im Haus gezeigt wird, sondern bereits im Garten ihren Platz gefunden hat. Man sollte sich für seinen Besuch viel Zeit nehmen – der erste Rundgang macht auf jeden Fall Lust auf einen zweiten.
Annett Groh
»Echtzeit« bis 21. April 2025 in der Städtischen Galerie Dresden, Di–Do, Sa/So 10–18 Uhr, Fr 10–19 Uhr, Mo geschlossen.