»Transitionen« in der Motorenhalle widmet sich dem Einfluss gesellschaftlicher Umbrüche auf die Kunst
Wir leben in einer Zeit gesellschaftlicher und politischer Eruptionen. Scheinbar wird alles bisher Gesicherte in Frage gestellt, und angesichts dieser Entwicklungen scheint Kunst nicht gerade der Fokus zu sein, auf den sich die Gesellschaft konzentriert.
Was bedeuten solche Zeiten für Künstler? Wie ist es möglich, sich zu positionieren oder gewaltige Ungewissheiten zu formulieren? Ist es möglich, Relevanz im gesellschaftlichen und privaten Kontext zu erzeugen? Diesen Fragen stellt sich eine beeindruckende Ausstellung in der Motorenhalle Dresden. Das Kuratorentrio Silke Wagler, Gwendolin Kremer und Frank Eckhardt hat sich auf einen Weg durch die Dresdner Kunst der 80er Jahre bis in die 2000er begeben.
Ausgewählte Künstler werden in ihren Positionen befragt: Zeigt sich der Einfluss großer Veränderungen in Stil, Ausdruck und künstlerischer Disposition? Vertreten ist in der Schau vor allem Malerei, so von Klaus Dennhardt, Hubertus Giebe, Eberhard Göschel, Peter Graf, Angela Hampel, Günther Hornig, Petra Kasten, Ralf Kerbach, Gerda Lepke, Stefan Plenkers und Christine Schlegel. Daneben gibt es Skulpturen und Objektkunst von Eva Backofen, Matthias Jackisch und Tobias Stengel sowie Fotografien als Zeugnisse performativer Kunst von Else Gabriel und der Gruppe Meier (Matthias Jackisch, Tobias Stengel, Christian Späte).
Die Schau will kein Gesamtüberblick sein, es sind Momentaufnahmen von Künstlern, deren Biografien durchaus unterschiedlich sind. Gegliedert ist die Ausstellung in drei Abteilungen, die zeitlich geordnet sind: die 80er Jahre, die 90er und die 2000er. So kann man beobachten, wie sich die einzelnen künstlerischen Handschriften entwickelten. Dabei erweist sich die Engführung der Fragestellung (der Einfluss von gesellschaftspolitischen Umwälzungen) als Pferdefuß und Glücksgriff zugleich. Denn man sieht, dass es mehr als nur die politische Situation ist, die sich in das Werk von Künstlern einprägt. Im Februar wird es dazu ein öffentliches Symposium geben, bei dem die aktuellen Perspektiven auf das Thema zur Sprache kommen.
Trotzdem kann man die politischen Verhältnisse als wichtigen Aspekt für die Kunst nicht überschätzen: Gerade die Enge der Verhältnisse in der DDR scheint ein Motor gewesen zu sein. Wenn in den 80er Jahren viele Künstler der DDR den Rücken kehrten, war die Entscheidung für oder gegen eine Ausreise jedoch von sehr vielen persönlichen Faktoren abhängig. Ralf Kerbach siedelte bereits 1982 nach Westberlin um, für Petra Kasten als Mutter zweier Kinder war ein solcher Schritt nicht machbar.
Einige der Arbeiten werden hier überhaupt zum ersten Mal öffentlich ausgestellt. Flankierend sind der Dokumentarfilm »Das Bild in mir« über Gerda Lepke von Wolfgang Scholz, und Interviews mit Angela Hampel, Günter Hornig und Hubertus Giebe zu sehen.
ReH/AG
»Transitionen. Zu Wirkungen gesellschaftlicher Umbrüche im künstlerischen Werk« bis 2. März 2025 in der Motorenhalle im KulturForum riesa efau, Mi–Fr 15–19 Uhr, Sa und So 14–18 Uhr.