Fast Forward 2024 – Europäisches Festival für junge Regie
Wer im Kleinen Haus die meinungsstarke Inszenierung von »Judith Shakespeare – Rape and Revenge« gesehen hat, kann sich so in etwa vorstellen, was einen für gewöhnlich beim »Fast Forward Festival« erwartet. Mit dem Stück hat die Regisseurin Laura Kutkaitė gezeigt, dass sie zu Recht Preisträgerin der Ausgabe 2022 war.
Man darf davon ausgehen, dass auch das diesjährige Fast Forward nicht hinter dem Berg halten wird, wenn es um Emotionen geht, wie schon ein flüchtiger Blick ins Programm vermuten lässt: Wut, Verstörtheit, Schreie, Psychosen und das Ende der Welt. Na klasse.
Die Belgierin Emilienne Flagothier schneidet mit »Rage« den Männern nicht nur die Schlipse ab, sondern verspricht, mit dem männlichen Sexismus gegenüber Frauen auf »blutig-jubilierende« Weise abzurechnen. Und die Zwillinge Guillaume und Clément Papachristou zeigen mit »Une tentative presque comme une autre« eine sensible Performance über das Anderssein, über das Leben mit und ohne Einschränkungen.
Endlos ließe sich über die einzelnen Ansätze der Inszenierungen schwärmen. Aber die sind nur ein Teil des Festivals. Im Rahmen des Festival-Forums kommen Studierende mit Künstlern zum Austausch zusammen; im Kleinen Haus findet an jedem Abend im Anschluss an die Vorstellungen eine Party statt, und dort laden die Festival-Macher auch am Samstag und Sonntag ab 19 Uhr zum Nach-Sonnenuntergang-Karaoke. Auch da heißt es also: Immer raus mit den Gefühlen!
Den krönenden Abschluss bildet natürlich wie immer die Preisverleihung inklusive Publikumspreis. Die Gelegenheit, der eigenen Stimme Gewicht zu verleihen, sollte man nicht ungenutzt lassen. Deshalb empfiehlt es sich bei jedem Vorstellungsbesuch: Stift mitnehmen!
PS: Die Spielstätten sind gut über die Stadt verteilt, doch das Festival ist so geplant, dass man an einem Tag mehrere Inszenierungen hintereinander sehen kann und die Wege dazwischen bequem mit Bus und Bahn überbrückt.
Rico Stehfest
Fast Forward 2024 – Europäisches Festival für junge Regie, vom 14. bis 17. November im Kleinen Haus, Festspielhaus Hellerau, Labortheater und in der robotron-Kantine. Mehr Informationen, ausführliches Programm und Parcours-Vorschläge unter fastforw.art