Wenn andere aufstehen

Keine Spur von Trägheit beim 20. »Move it!«, dem internationalen Filmfestival für Menschenrechte und Entwicklung

Immer, wenn es sich Dresden so langsam gemütlich macht, weil das Wetter schmuddelig und kalt wird, lädt ein kleines Filmfestival dazu ein, den Blick über die eigene Wohlstandsblase hinaus zu richten. Dorthin, wo Menschen gezwungen sind, jene bei uns ziemlich sicher verankerten Menschenrechte auch für sich selbst einzufordern oder sich diese sogar erkämpfen müssen.

Mein Totemtier und ich

Der Akifra e.V. sucht bereits seit 20 Jahren für das aus den Frauenfilmtagen hervorgegangene »Move it!«-Filmfestival die bewegendsten Dokumentar- und Spielfilme zum Thema Menschenrechte und Entwicklung. Schicksale, die berühren, erschaudern, fassungslos und hoffnungsfroh machen. Und alles, was man vom 6. bis 13. November für so viel Bewegung im Kopf tun muss, ist: Sitzenbleiben, Zuschauen, Staunen, wie andere für etwas Bedeutsames aufgestanden sind. Menschen wie Leni Robredo, die auf den Philippinen die Diktatur Dutertes überwinden möchte (»And so it begins«, 6. November Thalia), Flüchtlinge aus Bosnien, die in sowjetischen Luxus-Ruinen ihre neue Heimat gefunden haben (»On the Way Home«, 10. November, Thalia) oder die queere Künstler*in Gena, die im LGBTQ-feindlichen Russland mit düsteren Performances mehr als nur ihre Freiheit aufs Spiel setzt (»Queendom«, 10. November, Zentralkino). Zu Filmen wie diesen und 21 weiteren gesellen sich fünf Werke, die in diesem Jahr eine Chance auf den mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis haben. Die Festivalleiterin Silvia Zimmermann ist sich sicher, dass »das Medium Film einen enorm wichtigen Beitrag bei der Aufarbeitung von Konflikten und Krisen leisten kann. Filme schaffen neue Perspektiven, machen durch ihre dokumentarische Erzählweise komplexe Sachverhalte emotional erfassbar und vereinen die Menschen im Kinosaal und darüber hinaus.«

Gena in Queendom

Um möglichst viele Menschen mit dieser Botschaft zu erreichen, wird mit dem Nachwuchswettbewerb »Move it! Young« und dem Kinderfilm »Mein Totemtier und Ich« auch an die Jugend gedacht, sowie eine Radiosendung mit spannenden Recherchen zu rechtsextremen Netzwerken für ColoRadio produziert.

MK

Das »Move it!«-Filmfestival findet vom 6. bis 13. November in verschiedenen Locations in Dresden statt. Unter www.moveit-festival.de gibt es weitere Infos und das Programm.