Kunst, Kultur und Kafka bei den 26. Tschechisch-Deutschen Kulturtagen
Tschechien und Sachsen haben eine lange gemeinsame Geschichte. Das Erzgebirge, das die Grenze zwischen beiden Regionen bildet, war eine der reichsten Bergbaugebiete Europas. Der Abbau von Silber, Zinn und anderen Metallen sorgte für einen wirtschaftlichen Aufschwung, und man kann wohl von einem gemeinsamen Wirtschafts- und Kulturraum sprechen, durch den zwar eine Ländergrenze ging, die aber nicht so starr war, wie es aus heutiger Sicht scheint.
Das spiegelt sich in vielen kulturellen Bereichen wider. So ging im 17. und 18. Jahrhundert vom böhmischen Barock ein wichtiger Impuls für Sachsen aus, dessen dramatischer Stil hierzulande große Beachtung fand. In der Bildenden Kunst existierte ebenfalls eine starke Wechselbeziehung. Künstler wie die Barockmaler Anton Raphael Mengs oder Wenzel Lorenz Reiner trugen dazu bei, dass Einflüsse zwischen den Regionen flossen.
Auch die Musik verbindet beide Länder stark. Nur ein Beispiel: Carl Maria von Weber, einer der Wegbereiter der romantischen Oper, war vor seiner Dresdner Zeit Direktor des Prager Ständetheaters. In dieser Phase reifte seine Oper »Der Freischütz«, die, 1821 in Berlin uraufgeführt, im selben Jahr auch in Prag gespielt wurde – ein Jahr vor der Erstaufführung in Dresden unter der Leitung des Komponisten.
Die Tschechisch-Deutschen Kulturtage, die seit 1999 grenzübergreifend an verschiedenen Orten veranstaltet werden, knüpfen an diese lange Tradition an. Das Programm bietet eine breite Palette an kulturellen Veranstaltungen, darunter sowohl klassische Musik als auch Jazz, Kunst, Puppentheater und literarische Lesungen, Theateraufführungen, Filmvorführungen und Ausstellungen.
Im Kafka-Jahr gibt es dann also auch Kafka satt: mit der Ausstellung »Kafka in Prag« (Stadtbibliothek Dresden-Neustadt), einer literarischen Konferenz und weiteren Vorträgen und Gesprächen. Im Jazzclub Tonne spielen Jaromír 99 und Jaroslav Rudiš mit ihrer neuen Letní Kapela, und im Programmkino Ost findet wieder das beliebte Festival »Feinkošt« statt, das mit dokumentarischen Kurzfilmen aus dem wahren Leben hüben und drüben aufwartet.
In diesem Jahr fügt es sich auch gut, dass der Ausscheid zum Dresdner Lyrikpreis im Rahmen der Kulturtage stattfindet. Seit 1996 wird er aller zwei Jahre an deutsch- und tschechischsprachige Dichter verliehen. Preisträger waren unter anderem bereits Uljana Wolf, Thomas Kunst, Christian Lehnert und Lutz Seiler. Die Finallesungen werden diesmal im Festspielhaus Hellerau stattfinden, als kleines Highlight zur Preisverleihung gibt es eine Fusion aus Musik und Lyrik: Günther Baby Sommer und die Geigerin Anna Romanovská Fliegerová bearbeiten gemeinsam mit den Finalisten des Lyrikpreises ihre poetischen Dichtungen.
AG
26. Tschechisch-Deutsche Kulturtage vom 24. Oktober bis 10. November. Weitere Informationen unter www.tdkt.info.