Reduktion aufs Wesentliche

Die Jazztage Dresden kommen mit einigen Standards und vielen Innovationen daher

Dezentral, klein und fein verspricht der 24. Jahrgang der Jazztage Dresden zu werden. Dass sie überhaupt stattfinden, ist den Spenden zu verdanken, die das Benefizkonzert am 23. April im Kulturpalast einbrachte. Das Aus wegen chronischer Unterfinanzierung für eines der größten und besucherstärksten Jazzfestivals Deutschlands konnte mit dem Spendenerlös von 50.000 Euro noch einmal abgewendet werden. Doch wird das Festival, wie bereits kommuniziert, 2024 deutlich kleiner ausfallen als noch im vergangenen Jahr. »Die Jazztage Dresden arbeiten daran«, so heißt es, »für das Jubiläumsjahr 2025 ausreichend öffentliche Förderung sowie finanzkräftige Partner zu gewinnen, um das Festival wieder in der Größe und Strahlkraft wie vor Corona auf die Bühne zu bringen.«

Die feste Homebase im Ostra-Dome mit den Studios und der Lounge kann das verkleinerte Jazztage-Team um Kilian Forster finanziell und auch personell nicht mehr stemmen. Dafür wurden mit dem Parkhotel, dem Panometer und der neuen Club-Location H42 (Dresdner Whisky Manufaktur) am Alberthafen neue Partner gefunden. Hinzu kommt als Spielstätte für das Weltjazz-Ensemble Quadro Nuevo und die beliebte Saxofonistin Tina Tandler der Kulturpalast, sowie für The Firebirds das Stromwerk. Die Eröffnung findet diesjährig nicht wie gewohnt im QF Quartier (was dann am 22. Oktober mit der »Jazztage Gala« ins Spiel kommt) statt, sondern die bestreitet der Greifswalder Entertainer, Sänger und Pianist Thomas Putensen samt Beat Ensemble im Panometer in Reick mit seinem Spiel zwischen Klassik, Chanson, Klavier und Orgel-Improvisationen. Mit der Percussion-Show der Alpin Drums und der entfesselten Balkan-Brass-Musik von Fanfare Ciocarlia im Ballsaal des Parkhotels steht am 20. Oktober ein erster Höhepunkt an.

Die Jazzsängerin und Pianistin Yumi Ito gilt als eine herausragende Vertreterin der Vokalimprovisation und bewegt sich mit ihrem Trio (23. Oktober) mühelos zwischen den Genres. In ihrer Musik verbinden sich Ambient, Art-Pop, Jazz und Neoklassik. Mit Spannung erwartet wird auch der Auftritt des australischen Instrumental-Trios Brekky Boy am 27. Oktober sowie die Deutschlandpremiere von Just Vox, einer dynamischen A-cappella-Gruppe aus Belgien, am 8. November im H42. Innovativ klingt auch das interaktive Kinderkonzert mit Zirkus Jazzino (10. November).

Fred Wesley

Natürlich finden sich auch wieder gute alte Bekannte im Festivalrahmen, wie Andrej Hermlin, der am 30. Oktober samt Swing Dance Orchestra und im Trio zum »Swing Band Ball« in Ballsaal und Kakadu Bar des Parkhotels lädt. Auch Curtis Stigers und Die Zöllner sind wieder dabei. Eine Nacht der Gitarren wird es ebenfalls wieder geben, sowie Josho Stephan’s Transatlantic Guitar Trio. Zudem wird mit Fred Wesley eine echte Legende des Funk und Soul erwartet. Egal, ob Ray Charles, Count Basie, Maceo Parker, Tina Turner, The Jackson Five, James Brown, Prince oder Usher – der großartige Posaunist hat sie alle begleitet und spielt am 7. November mit seinem Generations Trio auf. Das Dave Weckl-Tom Kennedy-Projekt verspricht als All-Star-Fusion-Erlebnis mit drei Ikonen des Jazz (28. Oktober) ein Highlight zu werden

Da das finale Konzert der weltweit gefeierten deutschen Flamenco-Gitarristen Jan Pascal und Alexander Kilian alias Café del Mundo bereits ausverkauft ist, wird es noch ein Zusatzkonzert im Parkhotel geben. Und es geht auch wieder an den Ort zurück, wo alles begann – mit dem Jazzchor Freiburg am 31. Oktober in der Unkersdorfer Kirche.

Veronica Swift

Nicht zuletzt ist es das diesjährige Titelgesicht, das sich einprägen dürfte. Aufgewachsen in Charlottesville, Virginia, nahm Veronica Swift ihr erstes Album zuhause bei den Eltern mit dem Pianisten Hod O’Brien und der Sängerin Stephanie Nakasian im zarten Alter von neun Jahren auf. Auf ihrem neuen, selbst betitelten Album zeigt die so ausdrucksstarke wie vielseitige Sängerin, dass sie mehr als nur Jazz kann. Indem sie verschiedene Genres wie französische und italienische Oper, klassische Musik, Bossa Nova, Blues, Industrial-Rock, Funk und Vaudeville erkundet. Hier verbindet sich ihre Liebe zum Jazz mit ihrer Leidenschaft für Rock und Soul. Bei ihrem Auftritt am 17. November im Parkhotel wird sie von einer vielfältigen Gruppe von Musikern begleitet, darunter Brian Viglione von The Dresden Dolls. Das sollte man nicht verpassen!

Heinz K.

Die Jazztage Dresden finden vom 18. Oktober bis 24. November im Parkhotel, H42, Kulturpalast u.a. Locations statt; Mehr Infos und Tickets unter www.jazztage-dresden.de