Mighty Oaks im Interview
Vor dem anstehenden Konzert in Dresden, sprach ein gut gelaunter Ian Hooper mit DRESDNER-Autor Matthias Hufnagl über die neue Platte, schlechten Pop, Solopfade und den Nutzen von TV-Formaten.
Auf dem kommenden Album »High Times« gibt es neue Songs nach einer Pause der Band. Was war der Grund für die Auszeit?
Ian Hooper: Wir brauchten alle eine Pause von dem, was wir taten und um ehrlich zu sein, auch voneinander. Wir sind seit über zehn Jahren eine Band und haben immer Vollgas gegeben. Irgendwann wurde es aber ziemlich anstrengend. Wir haben alle Familien, eigene Leben und merkten, dass wir eine Pause brauchen. Mir kam dann ziemlich schnell die Idee, an einem Soloalbum zu arbeiten. Ich wusste, dass ich jetzt die Zeit habe, als Solokünstler zu atmen. Es war großartig, und hat geholfen, sich auch wieder darauf konzentrieren zu können, was Mighty Oaks für mich bedeutet.
Hättest du im Zuge deines Auftritts im TV-Format »Sing meinen Song« einen Solo-Weg eingeschlagen, hätte das sicher einen Schub gegeben, wäre aber vielleicht auch das Ende von Mighty Oaks gewesen, oder?
Ian Hooper: Ja, ganz sicher. Wenn ich meine Soloplatte direkt nach »Sing meinen Song« gemacht hätte, wäre sie wahrscheinlich in den Top 10 oder Top 20 gelandet. Es wäre aber auch schwer gewesen, zur Band zurückzukehren. Die Frage hätte im Raum gestanden, warum ich das überhaupt gemacht habe. Für mich war es daher eine sehr bewusste Entscheidung, es nicht zu tun.
Hat die Teilnahme in der Fernsehshow letztlich auch der Band genutzt?
Ian Hooper: Nicht so effektiv, wie es hätte sein können. Jemanden aus einer Band zu nehmen, ihn ins Fernsehen zu stecken und dann anzunehmen, dass die ganze Band davon profitiert, ist eine eher schwierige Angelegenheit. Ich hatte die Gelegenheit, bei einem wirklich coolen Format mitzumachen und ein paar nette Leute zu treffen. Zudem hat es mir die Möglichkeit gegeben, über eine Solokarriere nachzudenken. Es war ja das erste Mal, dass ich von der Band getrennt war und etwas anderes gemacht habe. Rückblickend bin ich ziemlich glücklich, wie es gelaufen ist: Ich konnte meinen Solo-Weg einschlagen, und Mighty Oaks sind immer noch zusammen. Zukünftig freue ich mich, beides tun zu können.
Wenn du »High Times« kurz zusammenfassen müsstest …?
Ian Hooper: Das ist ein richtiges Album. Man kann die Platte auflegen, laufen lassen und sich beim Durchhören verlieren. Die Songs sind nicht lang, aber erzählen alle eine Geschichte. Ein Album, um sich ins Auto zu setzen und loszufahren oder die Kopfhörer aufzusetzen und einen Spaziergang durch die Stadt zu machen.
Die Songs sind ein rein akustisches, sehr intensives Erlebnis. Eine Absage an AI oder Auto-Tune?
Ian Hooper: Heutzutage hört sich alles gleich an. Vor allem im Radio. Man hört Sachen und hat das Gefühl, dass man sie schon häufig gehört hat, selbst wenn es ein neuer Song ist. Die deutschen Popsänger machen oft den gleichen Müll, ihre Live-Shows sind riesig und im Sound gewaltig. Alles ist perfekt und klingt superfett. Im Hintergrund aber läuft Playback und ein Haufen andere Sachen. Für mich liegt der Wert gerade in der Unvollkommenheit. Musik ist menschlich und soll bestenfalls eine Geschichte erzählen. Um das tun zu können, muss man sein Handwerk als Künstler beherrschen. Spielt eure Instrumente und singt. Wir haben bei der Aufnahme unseres Albums nicht mal nach einem Klick gespielt. Das Timing der Songs ist fließend, da wir live eingespielt haben. Ich kann die meisten Leute unter den Tisch singen und liebe es, das mit Mighty Oaks tun zu können.
Eine Stimmung, die sich auf die anstehenden Konzerte übertragen wird?
Ian Hooper: Ja klar. Wir spielen in wunderschönen Konzerthäusern, Theatern und Kirchen. Ein Fest des Wesentlichen. Es wird keine große Lichtshow oder Konfetti geben. Wir wollen unserem Publikum die Möglichkeit bieten, durch Stille und Intimität von der Welt abschalten zu können.
Textlich klingt für mich alles sehr nach Freundschaft, Beziehung und die Botschaft von mehr Liebe und Rücksicht in verrückten Zeiten. Eine Überinterpretation?
Ian Hooper: Was immer man hört, passt. Das ist vielleicht das Beste, was ich mir wünschen kann, wenn jemand einen Song nimmt und ihn sich völlig aneignet. Ihn mir quasi aus den Händen nimmt und zu einem Teil des eigenen Lebens macht. Aber du hast schon auch recht: hier geht es um Liebe, Freundschaft und das Leben im Allgemeinen. Um das Älterwerden und darum mit sich selbst im Reinen zu sein. Den eigenen Weg in dieser Verrücktheit zu finden. Im Moment zu leben, die Dinge nicht zu ernst zu nehmen und den Mut zu haben, sich selbst aus Situationen herauszunehmen, wenn sie nicht gut ist.
Vielen Dank für das Gespräch!
Mighty Oaks spielen am 1. Oktober, 20 Uhr, im Kulturpalast.