am 2. Juli in der Max-Schmeling-Halle, Berlin
Auf Metal ist Verlass. Kutten, bestickt mit Patches von Größen des Genres, große Biere anerkennend in die Luft gereckt, während die andere Hand den klassischen Pommesgabelgruß formt und man zur Musik ordentlich das Haupthaar schüttelt. Hell Yeah! Das macht Laune und versteht nur, wer der Magie dieser Musik etwas abgewinnen kann.
Mit Uriah Heep, Saxon und Judas Priest sind derzeit drei Legenden auf Tour durch die Lande. Für Fans ist das wie Weihnachten im Sommer, und genau so werden die Bands auch abgefeiert. Draußen scheint die Juli-Sonne, während in der Max-Schmeling-Halle kurz nach 19 Uhr das Licht gedämmt wird. Uriah Heep machen den Anfang, Saxon legt etwas über eine Stunde später nach; hintereinander zwei britische Galionsfiguren sauguter Rockmusik – so nannte man das nämlich laut Uriah-Heep-Sänger Bernie Shaw, bevor irgendwann angefangen wurde, harte Gitarrenmusik in verschiedene Schubladen einzuteilen.
Völlig selbstverständlich zelebrieren die Fans heute Abend nicht nur Evergreens aus früheren Schaffensphasen, wie »Easy Living« oder »Lady in Black« bei Uriah Heep und »Heavy Metal Thunder« bei Saxon. Egal, ob alte, ganz alte oder neuere Songs – das Publikum goutiert jedes Riff, jeden Schrei und jede Geste.
Kurz nach halb zehn donnert das »Invincible Shield – Touranthem« zur gleichnamigen Platte durch die Boxen, dann fällt der Vorhang und Judas Priest entern die Bühne. Über ein halbes Jahrhundert Bandgeschichte, 19 Studioalben in den Regalen und mit Rob Halford ein schwer gefeiertes Urgestein als Frontmann. Da kann nichts schiefgehen und geht es auch nicht. Alles dran, alles drin. Nieten, schwarzes Leder, schneidende Riffs samt ikonischer Bühnenshow. Halfords Stimme ist auf Topniveau, und so geht die Halle auch hier zu Stücken vom aktuellen Album genauso frenetisch ab wie zu Klassikern à la »Breaking the Law«, »Painkiller«, »Turbo Lover« oder »Living after Midnight«, ein Song vom 1980er-Kult Album »British Steel«, der seinen Platz auf der Setlist unter den Zugaben hat.
Nach 16 Songs ist alles vorbei; die Magie eines guten Konzerts wabert über die Ränge, das Publikum ist glücklich, viele Kutten bierdurchnässt. Beim Herausgehen reiten Kids mit Gehörschutzkopfhörern in der Hand auf den Schultern ihrer Eltern gen Berliner Nacht. Die nächste Generation ist mit am Start. Hell Yeah! Auf Metal ist Verlass.
M.Hufnagl
Am 10. Juli 2024 spielen Uriah Heep, Saxon und Judas Priest dann in Messehalle 1 in Dresden.