Das literarische Heimspiel des Sommers

Sommerlesenacht im LeseZeichen

Die alljährliche Sommerlesenacht in der Buchhandlung LeseZeichen ist Kult. Der Garten hinterm Haus ist dann immer randvoll. Wahrscheinlich liegt es an der Atmosphäre: der Nussbaum im Hinterhof, die Prießnitz gleich nebenan, streunende Katzen und Mauersegler. Die Regale im Laden sind vollgepackt mit guten Büchern, es gibt Wein und Musik, und selbst wenn alle Stühle besetzt scheinen, findet sich immer noch ein Platz für Späterkommende: Man rückt zusammen, irgendwer findet einen Hocker, und mancher sitzt vielleicht auch gern auf den Treppenstufen.

Sommerlesenacht im Hof der Buchhandlung LeseZeichen; Foto: Peter Fischer

Die Autoren haben hier ein Heimspiel, und mit von der Partie ist Uwe Kolbe, der seit 2017 in Dresden lebt. Der Lyriker trat zuletzt mit seinen säkularen Psalmdichtungen in Erscheinung. Lesen wird auch Undine Materni, deren Prosaband »Vom Folgen und Bleiben« letztes Jahr erschienen ist. In vier Geschichten erzählt sie mit ihrer klaren und zugleich bildhaften Sprache von der Generationenfolge einer Familie – Großmutter, Mutter, Tochter und Enkel – und wie sie einander prägen.

Patrick Becks Texte gehören wahrscheinlich zu den am besten versteckten literarischen Kleinodien. Sie sind poetisch, analytisch, assoziativ; sein Roman »Windheim«, in dem ein Wohnblock durch einen starken Wind vom Land losgerissen wird und aufs Meer hinaustreibt, ist geprägt durch lange, kreisende Gedankenbewegungen von ganz eigentümlicher Kraft.

Mit dabei ist auch Volker Sielaff, der sich in seinem Band »Ovids Würfelspiel« mit dem Epigramm auseinandersetzt, einer kurzen, zugespitzten Form, auch bekannt als Sinn- oder Spottgedicht. Außerdem lesen Rainer Barczaitis, Silvio Colditz, Diana Hellwig (Autorin der DRESDNER-Miniatur 06/24), Dieter Krause, Wiete Lenk, Marcus Neuert, Frank Norten und Anne Seidel.

Der Abend wird also einen kleinen Einblick ins literarische Schaffen der Stadt geben, und wer vielleicht den einen oder anderen Namen auf der Leseliste vermisst: Die Zeichen stehen gut, dass die Reihe auch in den nächsten Jahren fortgesetzt wird.

Annett Groh

12. Juli: Sommerlesenacht in der Buchhandlung LeseZeichen, Prießnitzstraße 26, ab 19. 30 Uhr; Eintritt frei, Spenden erwünscht.