Liza Sivakova zeigt im Hole of Fame beunruhigende Bilder
Kein politisches Statement, sondern eine rein künstlerische Entscheidung: Schon während ihres Studiums an der St. Petersburger Akademie der Künste wusste Liza Sivakova, dass ihr das dort Gelehrte den Weg versperren würde. Zu indoktriniert wirkten die Vorgaben auf die 26-Jährige. Deshalb bewarb sie sich für ein weiteres Studium an der HfBK, ohne auch nur ein Wort Deutsch zu sprechen.
Unterhält man sich heute mit ihr, nicht mal zwei Jahre später, mag man das kaum glauben. Die Art, in der sie über ihre Arbeit (auf Deutsch) reflektiert, zeigt auch einen beeindruckenden Willen, zu lernen. Dahinter steckt Disziplin, die ihr an der Petersburger Akademie täglich von 9 bis 19 Uhr eingebläut worden ist. Der Nachteil daran: freies Denken, künstlerische Entwicklung – nicht dort. Natürlich gibt es auch andere Einrichtungen, an denen sie freier hätte arbeiten können, aber ganz am Anfang, vor Beginn ihres Studiums, war ihre Vorstellung des eigenen Werdegangs wohl etwas »romantisch«, wie sie selbst einräumt.
Von Romantik wird ab Ende Mai im Hole of Fame allerdings wenig zu sehen sein. Genau am Jahrestag des Grundgesetzes, in dem eben auch die Kunstfreiheit festgeschrieben ist, eröffnet sie ihre erste Einzelausstellung. Dafür hat sie drei Großformate ausgewählt, die alle die Figur Napoleons zeigen. Begleitet werden sie von acht kleinformatigen Männerportraits aus der Serie »Anxiety«.
»Die Skizzen für die Napoleon-Bilder habe ich schon vor ein paar Jahren gemacht«, erzählt Sivakova. »So aber hätte ich die Bilder nicht malen dürfen. Alles müsste eindeutig und auch historisch klar zuzuordnen sein. Mir wurde von meinem Professor sogar gesagt, ich sei eine hübsche junge Frau, also solle ich Blumen malen.« Heute kann sie darüber lachen. Ihr Napoleon hat ganz klar Angst. Dabei geht es ihr um keine Art historische Auseinandersetzung, sondern vielmehr um das Ikonografische der Bildlichkeit Napoleons. So gesehen nimmt sie keine Degradierung der Persönlichkeit vor, sondern manipuliert vielmehr kulturelles Gedächtnis und spielt damit in immer wieder gebrochenen Räumen, die keine Gewissheit bieten. Lässt man sich darauf ein, entdeckt man auch noch Humor von der ganz subversiven Sorte.
Rico Stehfest
»Дух – Geist«, Vernissage am 23. Mai, 19 Uhr, Ausstellung vom 24. Mai bis 6. Juni im Hole of Fame.