Peter Förster zur Neuausrichtung des Dresdner Friedrichstattpalasts als »Theater am Wettiner Platz«
Es gibt Veränderungen in der Dresdner Theaterlandschaft. Der »Dresdner Friedrichstattpalast«, bis 2019 bekannt als Kabarett »Breschke & Schuch«, heißt jetzt »Theater am Wettiner Platz«. Neben Thomas Schuch, der vorerst Geschäftsführer bleibt, ist Peter Förster als künstlerischer Leiter am Haus eingestiegen. DRESDNER-Autorin Annett Groh hat aus diesem Anlass mit Peter Förster gesprochen.
Du hast bislang die Dresdner Kammerspiele im Penck-Hotel und das Sommertheater im Bärenzwinger geleitet. Wie ist es zu der Entscheidung gekommen, das Theater hier neu aufzustellen?
Peter Förster: Thomas Schuch hatte mich schon vor längerer Zeit angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte, hier mit einzusteigen. Vor einem Jahr haben dann unsere ernsteren Planungen begonnen, seit einem halben Jahr habe ich hier alles genau mitverfolgt, und seit Januar bin ich nun der künstlerische Leiter des Hauses. Thomas Schuch hat weiterhin den Hut auf, will sich aber ab nächstem Jahr aus dem administrativen Geschäft zurückziehen und nur noch als Künstler arbeiten. Ab dann bin ich für alles zuständig, inklusive Geschäftsleitung.
Es heißt, neue Besen kehren gut. Was wird es denn, abgesehen vom Namen, Neues geben?
Peter Förster: Ich würde gern das, was hier bisher Programm war, beibehalten: Satire, Musik und Theater. Thomas Schuch bleibt Chefkabarettist. Mein Plan ist aber, das Haus mit Literatur und Kindervorstellungen noch ein wenig breiter aufzustellen und weitere Künstler zu finden, die hier ihr Dresdner Standbein haben.
Eigentlich sehe ich mich als Gastgeber. Ich will mich jetzt nicht als Heinz Quermann der Dresdner Kleinkunstszene inszenieren – obwohl: das Gewicht habe ich fast, Haare noch ein paar mehr. Aber ich kenne die Situation eben auch aus der anderen Perspektive und weiß, wie schwer es ist, einen Raum zu finden, wo man aufgenommen wird. Und da möchte ich gern mit meiner Erfahrung und der Bühne hier helfen.
Wie geht es mit den Kammerspielen und dem Sommertheater weiter?
Peter Förster: Das Sommertheater bleibt im Bärenzwinger, und die anderen Stücke werden hier nach und nach mit einfließen. Die Zeit mit den Kammerspielen im Penck-Hotel war sehr schön und unkompliziert, und ich bin dem Haus sehr dankbar dafür. Aber es ist großartig, dieses wunderschöne kleine Theater hier am Leben halten zu dürfen. Ich habe viele, viele schlaflose Nächte, denn es ist eine riesige Verantwortung, aber ich freue mich total.
Zurzeit haben viele Theaterbühnen infolge von Tarifsteigerungen und Kostenexplosionen zu kämpfen. Es heißt, auch den größeren Häusern in Sachsen stehe das Wasser bis zum Hals.
Peter Förster: Was wir hier machen, ist natürlich Selbstausbeutung. Die institutionelle Förderung, die wir erhalten, hilft wirtschaften, aber genügt nicht. Wir müssen wieder Geld einspielen. Es ist schon ein heftiger Druck da, aber vielleicht ist das ganz richtig. Wenn der Bäcker das Brot versalzt, will das auch keiner kaufen.
Bei den großen Häusern darf auch mal etwas schiefgehen. Dort kann man polarisierende Stücke auf die Bühne bringen. Ich denke, dafür ist das Geld dort an der richtigen Stelle. Aber neidisch bin ich da nicht, denn ich liebe unsere Flexibilität, und ich habe das große Glück, mir die Leute aussuchen zu können, mit denen ich arbeite.
Also würdest Du in einer Inszenierung keine heißen Eisen anfassen?
Peter Förster: Das will ich damit nicht sagen. Aber Stücke von Peter Weiss oder Heiner Kipphardt, das sind Stücke mit einer Personage von zwanzig Leuten – das kann sich ein kleines Theater nicht leisten. Natürlich könnten wir die NSU-Protokolle lesen. Aber das funktioniert vielleicht einmal im Jahr, und daneben brauchen wir Stücke, die die Leute gern sehen.
Dresden ist eine Stadt mit einer grandiosen Theaterdichte. Da müssen wir genau schauen, was die Kollegen machen und eine eigene Handschrift entwickeln, damit die Leute einen Grund haben, zu uns zu kommen.
Was fehlt denn in der Dresdner Theaterlandschaft?
Peter Förster: Eigentlich sind wir hier gut aufgestellt und müssen nicht klagen. Aber irgendwas kann man immer noch machen. In Berlin gibt es das Kriminaltheater, in Prag die Laterna Magica, in London und Hamburg die großartigen Musicals. Ich werde mal darüber nachdenken, und das, was fehlt, machen wir dann vielleicht hier.
Vielen Dank für das Gespräch!
Peter Förster, 1965 geboren, in Dresden aufgewachsen, studierte in Leipzig Theaterwissenschaften und arbeitete als Schauspiel-Dozent sowie als Autor und Regisseur an verschiedenen Stadt- und Landestheatern sowie für Film und Fernsehen.