Licht, Schatten und Zahlenspiele

Die Dresdner schmalfilmtage feiern die Zahl 24

Es ist geradezu magisch, wie oft man beim 24. »Internationalen Festival für 8 und 16mm Film« diese eine Ziffernfolge finden kann. Zur Einstimmung auf die Zelebrierung dieses längst überholten, nur noch teuer produzierbaren, aber durch eine seit Jahrzehnten treue Künstlerszene nicht totzukriegenden Filmformats geht es am 12. März in der Diakonissenhauskirche los mit einem 99 Jahre alten Filmklassiker. Buster Keatons »The Navigator« aus dem Jahr 1924, der dann von Orgelspieler René Plath musikalisch untermalt wird, war jedoch eines der vielen Stummfilm-Werke, bei denen noch nicht die bis heute für Filmaufnahmen übliche Geschwindigkeit von 24 (!) Bildern pro Sekunde (fps) genutzt wurde, ab der das menschliche Auge bekanntermaßen einzelne Bilder nicht mehr voneinander unterscheiden kann. Generell sind in der Schmalfilmproduktion langsamere Geschwindigkeiten und damit Ressourcenschonung an der Tagesordnung, was den Werken bis heute eben jenen in Würde gealterten Ruckel- und Ratter-Charme verleiht.

24. Dresdner Schmalfilmtage in der Motorenhalle; Foto: Andreas Seeliger

Doch das Festivalmotto »24 Shadows« spielt natürlich dennoch darauf an und das dort herum geknüpfte Programm hat noch mehr Zahlenspiele zu bieten. Auf die Besucher der 24. schmalfilmtage warten zwar nicht 24, aber immerhin 23 Programmpunkte inklusive Festivallounge zum Stärken und Treffen und einer Festivalgalerie zum eingangs erwähnten Thema »24fps«. Im Hauptteil treten, selbstverständlich, insgesamt 24 Filme im internationalen 8+16mm (=24!) und Found-Footage-Wettbewerb gegeneinander an. Hinzu kommen wagemutige Bands, die sich jedes Jahr aufs neue eine hochvergnügliche Livevertonung von unbekanntem Filmmaterial zutrauen und am 17. März Jury und Publikum von ihren spontanen Ideen zu überzeugen versuchen. Retrospektiven und Porträts über und von Künstlern wie den queeren Mexikaner Serge Garcia, den einst aus der Tschechoslowakei geflüchteten Schweizer Landschaftsfilmer Jan Jedličzka, und die experimentellen europäischen Schmalfilm-Gruppen »Collectif Jeune Cinema« und »Science New Wave« geben Einblicke in die Vielseitigkeit und die spezielle Aussagekraft des Mediums Schmalfilm.

Echtes 24-karätiges Filmgold wird zudem ausgegraben, wenn die Filmhochschule Babelsberg das DDR-Filmarchiv öffnet und im Kontrast dazu die Kölner Kunsthochschule für Medien ihre vielversprechende »Next Generation« der Schmalfilmkunst vorstellt. Welche kuriosen Blüten einst der Sparzwang in der Super8-Welt trieb, als große Kinofilme für zuhause schon mal zu knackigen 15-Minütern wurden, davon erzählt Joachim Schmidts Trash-Abend »Von der Kunst des Kürzens«. Auch für Kinder haben sich die Organisatoren wieder etwas einfallen lassen und geben neben einem Kurzfilmprogramm zum Thema »Bewegung & Stillstand« angehenden Filmemachern in einem Workshop eine professionelle Anleitung für den seit Jahrhunderten geliebten Kinovorgänger »Daumenkino«. Zur Ruhe kommt die rasant ablaufende 24. Festivalausgabe schließlich mit dem polnischen Perfomance-Duo »Kinomanual« und ihrer ambivalenten, audiovisuellen Live-Show »Stillframe Cinema«. So wird aus der 24 dann wieder eine 1.

MK

Die Dresdner schmalfilmtage finden vom 16. bis 19. März rund um und in der Motorenhalle Wachsblechstraße/Adlergasse statt. Das gesamte Programm und die Anmeldemöglichkeit für den Kinderworkshop gibt es unter schmalfilmtage.de