DIY-Konzerte mit Herzblut und helfenden Händen

Im Gespräch mit Paul Fröhlich von »Super Jetski Entertainment Shows« (SJES)

Bands, die in großen, etablierten Locations wie dem Alten Schlachthof oder im Beatpol spielen, kennt man meist sogar dann, wenn man sie noch nie live gesehen hat. Ihre Namen sind bekannt, weil sie einfach immer wieder medial auftauchen. Kleinere Bands wie IvyZ, Cold Cold Nights, Shun, Oakhands oder Neska Lagun hingegen sind wohl kaum jemandem ein Begriff, wenn man sie nicht schon einmal live erlebt hat. Und um solche Acts, die weit unter dem Radar großer Firmen fliegen, überhaupt live erleben zu können, braucht es Musik-Enthusiasten wie Paul Fröhlich von »SJES«. Zeit also für DRESDNER-Autor René Seim, mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Du organisierst die »Super Jetski Entertaiment«-Konzerte. Wann hast du damit begonnen und wie kam es zu diesem sportlichen Namen?
Paul Fröhlich: Tom (»Jetski«, Anm. d. Red.) und ich haben 2017 dieses kleine DIY-Konzertkollektiv gegründet, um Bands, welche wir selbst gerne hören, nach Dresden zu holen. Gegen Ende 2017 sind wir zu unseren Freunden vom Dresdner DIY-Kollektiv »Am Leben Vorbei« dazu gestoßen. Diese haben uns liebevoll aufgenommen und seitdem wirke ich bei beiden Kollektiven aktiv mit. Mittlerweile ist Tom vorrangig selbst musikalisch unterwegs und veranstaltet keine Konzerte mehr, aber meine Leidenschaft dafür ist über die Jahre immer größer geworden. In erster Linie möchte ich Bands, welche ich selbst sehr gerne höre, eine Plattform geben, sie unterstützen und so zur Dresdner Musikszene auf meine Art und Weise beitragen. Der Name »Super Jetski Entertainment Shows« ist in einer Nacht-und-Nebel-Aktion entstanden. Es ist ein Wortspiel, aber die Hintergründe halten wir lieber geheim.

Wie viele Konzerte hast du mittlerweile auf die Beine gestellt und welche Erfahrungen – positive wie negative – hast du damit gemacht?
Paul Fröhlich: Das dürften so um die 50 Konzerte sein, an denen ich mitgewirkt habe. Bereut habe ich bisher kein einziges. Neben dem musikalischen Aspekt finde ich es toll, engagierte und inspirierende Menschen aus aller Welt kennenzulernen. Neue Kontakte und Freundschaften bilden und intensivieren sich. Mein Highlight ist und bleibt, als ich meine Lieblingsband The Tidal Sleep veranstalten durfte. Aber auch von allen anderen Konzerten verbleiben positive Erinnerungen.

99 Prozent aller SJES-Konzerte finden im Konzertkeller des riesa efau statt. Gibt es dafür spezielle Gründe?
Paul Fröhlich: Das riesa efau ist für mich der perfekte Ort, denn Kunst und Kultur werden dort großgeschrieben. Der Konzertkeller bietet eine gemütliche, familiäre Atmosphäre, ist super ausgestattet und gut erreichbar.

Paul Fröhlich von SJES, Foto: René Seim

Um ein Konzert mit zwei bis drei Bands an einem Abend auf die Beine zu stellen, braucht es ja allerlei Schritte und auch manch helfende Hand. Wie verteilst du denn die einzelnen Aufgaben und mit vielen Leuten stemmst du so einen Abend?
Paul Fröhlich: Meine helfenden Hände bestehen aus Freund*innen und Konzertbekanntschaften. Mit ordentlich Vorlauf frage ich diese an und erhalte meist positives Feedback. An dieser Stelle möchte ich mich bei den Menschen bedanken, welche mich über die Jahre tatkräftig unterstützt haben, ihre Zeit investieren und somit ebenfalls die Dresdner DIY-Musikszene bereichern.

Hast du persönliche No-Gos, die, abgesehen von der Geschmacksfrage, dir ein Konzert mit einem Künstler oder einer Band unmöglich machen?
Paul Fröhlich:
Bei meinen Konzerten sollen sich alle Menschen wohlfühlen und eine gute Zeit haben. Die Antwort auf diese Frage würde den Rahmen sprengen, aber Voraussetzung für eine Einladung sind für mich Toleranz und Weltoffenheit, Awareness sowie transparente Kommunikation.

Musst du denn mittlerweile Bands häufiger vertrösten?
Paul Fröhlich: Zugegeben erhält man im DIY-Bereich viele Anfragen, da es heutzutage meines Erachtens immer schwieriger wird, als unbekannte Band oder Musiker*in Auftrittsmöglichkeiten zu finden. Freiräume und auch kommerzielle Räume wurden über die Jahre aus unterschiedlichen Gründen dichtgemacht. Auch aus zeitlichen Gründen bleibt das Absagen von Anfragen leider nicht aus.

Wo gehst du denn selber gern hin, um dir Konzerte anzuschauen?
Paul Fröhlich: Ich mag kleine DIY-Räume am liebsten und würde diese immer bevorzugen, als in große Konzerthallen zu gehen, aber manchmal werde ich bei interessanten Bands schwach und man kann mich durchaus im Beatpol oder der Groovestation sehen.

Welche Tipps würdest du jenen auf den Weg geben, die selbst Konzerte veranstalten wollen?
Paul Fröhlich: Handelt aus Liebe zum Hobby, habt keine großen Erwartungshaltungen, denn das setzt euch nur unter Druck und löst unnötigen Stress aus, und bleibt stets motiviert!

Vielen Dank für das Gespräch!

Die nächsten SJES-Konzerte im Konzertkeller des riesa efau finden am 3. Dezember mit Holkar & Noir Reva sowie am 18. Dezember mit Knarre, Slow Jams & Paulina Pank statt.