Ein Set wie ein Sekt

Das DAVE-Festival für Clubkultur erforscht 2022 »New Realities«

Die neunte Ausgabe des Festivals wird an zehn Tagen im Oktober stattfinden und elektronische Musik in all ihren Facetten erlebbar machen. DAVE versteht sich als eine Plattform, die regionale Debatten aufgreift, fokussiert Austausch anbietet und aktuelle Projekte beleuchtet. Unter dem Schwerpunkt »New Realities« bedient das Festival Online- und Offline-Formate, die u. a. hybrid funktionieren. Zudem werden in verschiedenen Talk-Formaten wie »8×8« und »DAVE CON«Themen wie Genderdiskurse und Vergütungsmechanismen im Kulturbereich zur Diskussion stehen – und das in Dresden zurzeit immer wieder relevante Thema Abwanderung, da in anderen Städten wie etwa Berlin oder Leipzig Frei- und Kreativräume für die (Sub)Kultur attraktiver erscheinen und anscheinend mehr Potential bieten.

Da Clubkultur soviel mehr ist als elektronische Musik, versammelt das DAVE-Festival zudem Medien, Technologie und andere Kunstformen und kreiert darum innovative Formate. Dementsprechend bestehen die Veranstaltungen im Festival-Zeitraum neben der klassischen Party aus Austausch und Talks, Probieren und Experimentieren, Ausstellung und Entertainment in Clubs und anderen Orten sowie online. Diese auf Dialog basierende Struktur bringt DJs, Musizierende, Produzenten, Crews, Labels, Booker oder Clubbetreiber zusammen und öffnet bestehende Netzwerke für Interessierte.

DAVE 2021: Jam-VJ-Session im Sektor Evolution; Foto: Erik Riedel

In diesem Jahr wird neben etablierten Clubs wie GrooveStation, Koralle oder Sektor Evolution mit »Beyond the Club« erstmals die Gedenkstätte Bautzner Straße einbezogen. In dem ehemaligen Stasi-Knast finden Künstler und Künstlerinnen Raum, um mit ihren experimentellen Produktionen den passenden Auftrittsrahmen zu finden. Zu dieser Abschlussveranstaltung treffen elektronische Klangskulpturen und fesselnde Visuals mit beängstigender Architektur aufeinander. Ein Setting wie gemacht für die Kombination von Sounds und Visuals, u.a. vom französischen Produzenten Umwelt und dem audiovisuellen Künstler Efren mit »Subversive Territory« aus Lyon und Berlin, die eine dystopische Vision im Geiste von »Blade Runner« zeichnen.

Experimentell und virtuell wird es außerdem auch beim »Virtual Choir«, welcher von der Trans-Media-Akademie Hellerau und dem Kollektiv »neue raeume« aus Dresden entwickelt wurde. Sounds und Grafiken entstehen durch Körperbewegungen in einer VR-Installation. Mit diesem Projekt wird die Fragestellung aufgeworfen, »wie eine soziale Technologie der Zugehörigkeit ortsunabhängig im Medium der Virtual Reality (VR) entwickelt werden kann«. Das medienkünstlerische Werk kann an drei Tagen im objekt klein a ausgetestet und erlebt werden.

DAVE-Festivalbar im Plan B; Foto: Authentik Basti

Jedes Jahr steht obendrein eine lokale Gruppe oder ein Act im Fokus. In der aktuellen Ausgabe wird es das Kollektiv »Syn.thie.Verrückt« sein, das sich auf verschiedenen Veranstaltungen präsentieren und diese mitgestalten wird. So laden sie unter anderem zum »Syn.thie.Dinner« am Donnerstagabend in den Sektor ein und gestalten in der Tonne eine Diskussion. Seit sieben Jahren trifft man die Crew zum Beispiel auf der Tolerade und in diversen Clubs und Festivals in und um Dresden an. Stets zwischen Downtempo, Techno/House und Disco unterwegs, sind sonnige Festivaltage und bunte, flirrende Partynächte vorprogrammiert – oder wie es unter dem letzten Set von flaave so passend beschrieben wird: »Ein Set wie ein Sekt. Elegant, feinherb, schimmernd.«

Jenny Mehlhorn

Das DAVE-Festival findet vom 7. bis 16. Oktober in diversen Locations statt; parallel zum Festival gibt es wieder DAVE-TV, das DAVE-Radio und die DAVE-Festival-Bar (Plan B); alle Programmpunkte sind auf www.dave-festival.de einzusehen.