World-Wide-Schaufenster für Dresdner Bands der Subkultur

Im Gespräch: Proberaum Sessions

Not macht sichtbar. Vor circa sieben Monaten ploppte auf YouTube ein neuer Kanal aus Dresden auf, der es in stabil hoher Qualität schafft, Dresdner Bands aus deren Proberäumen hinaus in die weite Welt der digitalen Umlaufbahn zu schießen. Wie zum Beispiel Heliod, mit denen die »Probraum Sessions« Premiere feierten, aber auch Bands wie Bahnhof Motte, The Roaring 420s, Tinted House, No Waves und viele andere mehr. Da es auch 2022 mit dem Produzieren von hochqualitativen und frischen Livevideos weitergehen soll, wurde es für DRESDNER-Autor René Seim Zeit, Armin Riedel stellvertretend für das ganze Team ein paar Fragen zu stellen.

Das Team der Proberaum Sessions: Armin Riedel (Regie Produktion Kamera Schnitt), Tom Schneppat (Audio Recording, Mixing & Mastering Mitglied Band Heliod), Robert Rutsch (Orga, Video-Schnitt)

Hallo Armin! Nach Massengrab Records, eurem Label für »schön schlimme Projekte, spontane Ideen und originelle Bands« hast du Anfang 2021 ein weiteres Projekt gestartet, um subkulturellen Bands zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen. Wie fing es mit den »Proberaum Sessions« an und wer gehört zum Produzententeam?

2020 haben Robert und ich viel Zeit in Proberäumen verbracht. Es blieb einem ja auch nicht viel anderes übrig. Wir hatten verschiedene Jam-Abende bei Heliod im Proberaum. Die Jungs hatten gerade ihre neue EP »Preaching to the Converted«fertig und wir kamen auf die Idee, das ganze zum Release als Live-Performance im Proberaum mit Video und Ton aufzunehmen. Dabei wurde uns klar, dass wir einen wirklich besonderen, direkten und intimen Blick auf die Band geschaffen hatten. Das war also ein gutes Konzept für weitere Videos dieser Art. Es gibt eine Vielzahl an wirklich guten Bands in Dresden und irgendwie ist es immer etwas ganz besonders in ihren Proberäumen dabei sein zu dürfen. Das macht uns extrem viel Spaß und wir wollen mit den Sessions versuchen dieses Gefühl zu teilen. Das technische Kernteam besteht aus Tom Schneppat von Heliod, der Mikrofonierung, Tonaufnahme, Mixing und Mastering macht, André Neske, mit dem ich seit meinem Studium verschiedene Filme und Musikvideos mache, Robert Rutsch und mir, die Ideen entwickeln, das Ganze organisieren und meist auch zusammen die Videos schneiden.

Von Video- bis Soundqualität pflegt ihr ein qualitativ sehr hohes Niveau abzuliefern. Habt ihr euch das nötige Know-How durch probieren und Selbststudium angeeignet, oder seid ihr darin »professionell« ausgebildet?

Schön, dass das auffällt! Die herausragende Tonqualität ist ausschließlich Tom Schneppats Verdienst, bis auf Tinted House, die ihren Ton selbst gemacht haben. Die Symbiose mit Tom ist ein wirklicher Glücksfall, ich freue mich jedes Mal über die entspannte Zusammenarbeit und die echt tollen Ergebnisse. Tom hat sich das nötige Know-How wohl als Autodidakt beim Aufnehmen seiner Band Heliod angeeignet. André und ich haben zusammen Filmkram in Berlin studiert und arbeiten beide als Film-Fuzzis. Daher haben wir in dem Bereich die nötigen Erfahrungen.

Die bisherigen Video-Acts entstammen zumeist der Punkrock-, Sixties-, Metal- oder Noise-Subkultur. Könnt ihr euch euer Projekt auch für andere Stilrichtungen vorstellen?

Wir versuchen so offen wie möglich an Musik ranzugehen und wollen auch ein möglichst diverses Spektrum abbilden. Die meisten von uns sind von früh an mit Punk oder Rockmusik sozialisiert. So ergibt sich dann wahrscheinlich die Erklärung der Auswahl der Bands. Wir sind jedoch für alles offen und wollen möglichst viel Spaß haben.
Mir liegt viel daran, dass jede Session richtig gut wird, und dazu braucht´s irgendwie eine ehrliche Begeisterung für die Musik. Das schließt zum Beispiel eine Hip-Hop-Session nicht aus. Das kann aber meiner Meinung nach nur von jemandem aus der Community anstoßen werden, der das wirklich fühlt.

Mit der permanenten Verfügbarkeit von Sound- und Videofiles im Internet verfliegt schon mal die Wertschätzung dafür, wie viel Arbeitsaufwand nötig ist, um Musik und entsprechende Videos zu produzieren. Wie viele Arbeitsstunden braucht es denn, um beispielsweise ein 32-Minuten-Video wie das für Wucan zu produzieren?

Ich würde sagen, wir können eine Proberaum Sessions Produktion in einer Woche schaffen. Der größte Zeitfresser ist der eigene Anspruch, aber das macht es am Ende vielleicht auch aus.

Da man die Videos ganz ohne Bezahlschranken anschauen kann, stellt sich natürlich die Frage, wie das Projekt finanziert wird?

Wir konnten eine Kultur-Förderung vom Freistaat Sachsen (So Geht Sächsisch) sowie eine Kultur-Förderung der Bundes (Neustart Kultur) für unser Projekt gewinnen. Ohne diese Förderungen wäre das ganze in diesem Umfang und dieser Qualität nicht möglich gewesen.

Habt ihr schon Ideen und Konzepte, was wir 2022 von euch zu sehen bekommen werden?

Wir wollen unbedingt weiter machen. Wir wollen auch über die Stadtgrenzen von Dresden hinaus und mit Bands aus anderen Regionen in Sachsen oder in ganz Deutschland zusammenarbeiten. »Proberaum Sessions« soll zu einer Plattform werden, auf der man viele tolle Bands entdecken kann. Wir arbeiten an Konzepten, wie wir das finanziell organisieren können und sind froh über jeden Tipp und jede Hilfe. Meldet euch bei uns, wenn ihr Ideen habt!

Vielen Dank!

Die Proberaum Sessions sind zu finden unter: youtube.com/c/ProberaumSessions