Into the Great Wide Open

Koma & Ko laden mit »brach und wild« zu einer audiovisuellen Tour durch Niemandsland

Mut zur Lücke. Das ist der Kern der neuen Arbeit von Magdalena Weniger (Performance) und ihrer Schwester Maren Wickwire (Film), die sich erstmalig zu einem gemeinsamen künstlerischen Projekt zusammengetan haben. Anfang September zeigen sie auf der riesigen Brache in der Heidestraße, gleich um die Ecke vom Zentralwerk, was Leerstellen, brach Liegendes, vielleicht Vernachlässigtes ist. Das ist in doppelter Hinsicht zu verstehen. Zum einen steht für die Künstlerinnen die Frage im Raum, welche Ungewissheiten für jeden Einzelnen in den vergangenen zwölf Monaten entstanden sind, in einer Zeit, in der vieles überall brach lag. Was lässt sich daraus machen? Sinnlich wahrnehmbar wird das eben auf der wunderbar verwilderten Freifläche, auf der, so kann man sagen, das menschliche Kultivierungsbestreben brach liegt. Ist das nur ein angehaltener Augenblick? Sieht so der Tod aus? Was war dort, was wird sein? Solche Zwischenstellen, blinde Unorte finden sich auch in jeder Biografie.

Vor Ort werden die Besucher sich selbst überlassen. Das heißt nicht nur, dass sich jeder das Gelände und die künstlerische Arbeit ganz nach Belieben erschließen kann. Das heißt eben auch, die Leere zu ertragen. »Dafür gibt es eine etwa 25-minütige Tonspur auf die Ohren, die man sich per QR-Code aus dem Netz wird ziehen und über eigene Kopfhörer genießen können wird. Wir haben aber auch mp3-Player mit Kopfhörern. Wer also einfach so spontan vorbeikommen will, ist mit dabei«, so Magdalena Weniger.

Zu hören gibt es Interviewschnipsel mit Leuten, die über ihre ganz eigenen Fehlstellen sprechen. Da kommt ein Botaniker genauso zu Wort wie ein Arbeitsloser. Daneben stehen filmische Installationen von Super-8-Aufnahmen, die Teile des menschlichen Körpers durch Nahaufnahmen zu Landschaften werden lassen. Zwischendrin gibt es vereinzelte, kleine Performances, die sich aber nicht in den Vordergrund drängen. Genau so zurückhaltend sind einige installative Objekte auf dem Areal verteilt. Wer Glück hat, stolpert drüber. Vielleicht bleibt der Eine oder Andere ja dann gleich im Gras liegen und findet so den Vorteil angeblicher »Lücken«.

Rico Stehfest

»brach und wild« vom 2. bis 4. September, jeweils 16 bis 19 Uhr an der Heidestraße 36.