Musiktreideln

Die »Elbkarawane« mit den Dresdner Sinfonikern

Pillnitz Raddampfer, Foto: Weiße Flotte Dresden

Die Dresdner Sinfoniker sind nicht nur ein auf Neue Musik spezialisiertes Orchester, sondern auch weltweit bekannt für ihre visionären, sozial wie politisch engagierten Projekte. Erinnert sei hier nur an ihre Zusammenarbeit für den »Panzerkreuzer Potemkin« als Hochhaussinfonie mit den Pet Shop Boys oder zuletzt den »Himmel über Prohlis« (2020). Auch ihr neuestes Projekt »Elbkarawane« ist spektakulär, obwohl die Sinfoniker dafür nicht einmal ihre Heimatstadt verlassen müssen. Am 4. September folgen sie der Elbe flussaufwärts und stechen von Pillnitz aus in kleiner Besetzung auf fünf Schiffen in See. Entlang der Route zur Altstadt machen sie an Fähr- und Anlegestellen sowie an Kieselstränden Station und geben dort kleine Konzerte. Wer mag, kann der Elbkarawane mit dem Fahrrad oder im Faltboot von Haltepunkt zu Haltepunkt folgen.

In der Altstadt angekommen, wechseln die Musikerinnen und Musiker das Transportmittel, um den Höhepunkt der Elbkarawane zu präsentieren. Am Terrassenufer liegt – direkt neben fünf historischen Dampfschiffen der Weißen Flotte, die auch ihre Rolle spielen werden – ein Stelzenponton. Verankert wird das Ponton an der Neustädter Elbseite, wo sich auch die Zuschauer bequem platzieren können. Alle sind nun bereit für Musik in großer Besetzung, denn auf dem Programm steht zuerst ein Concerto Grosso für fünf Schaufelraddampfer und Orchester. Das Eröffnungsstück wurde von Andreas Gundlach speziell für diesen Anlass geschrieben. In seiner Komposition setzt Gundlach neben Bläsern, Schlagwerk, Klavieren und einem Streichquintett auch die Dampfpfeifen von fünf Passagierschiffen ein und behandelt sie dabei wie Solisten. Der noch im Kessel verbliebene Druck wird in einem 15-minütigen Stück virtuos genutzt. Auch die räumliche Weite wird beim Auftakt mit ins Kalkül gezogen, denn die Dampfer reihen sich mehrere hundert Meter entlang am Altstädter Ufer, vor diesen mittig das Orchester auf der Pontonbühne.

Wie zuvor schon beim erfolgreichen Open-Air-Projekt »Himmel über Prohlis« wird es eine Abnahme der akustischen Instrumente mit Mikrofonen und eine austarierte elektrische Verstärkung geben. Hinzu kommen Funksignale für die Bedienung der Dampfpfeifen. Auf dieses neue Stück folgt die Uraufführung eines Werks von Michael Torke, der als Vertreter des Post-Minimalismus zu den führenden US-amerikanischen Komponisten seiner Generation zählt. Das Stück für 24 Instrumentalisten »Being« wird in Dresden zum ersten Mal öffentlich aufgeführt. Das Tempo schwankt hierbei keinen Deut: Exakt 126 Beats pro Minute lassen einen unweigerlich in den Fluss der Musik gleiten.

Die Elbkarawane der Dresdner Sinfoniker entstand in Kooperation mit »Seebühne« und der Weißen Flotte Dresden. Die Langsamkeit der Annäherung an den eigentlichen Konzertort, lasse spontane Begegnungen, Gespräche auf dem Weg und genaues musikalisches Hinhören zu, so Intendant Markus Rindt. Für das umzäunte Konzertgelände am Neustädter Ufer wird Eintritt erhoben, um die nicht unerheblichen Kosten zu decken. Wer die Elbkarawane per Rad oder Boot begleitet oder sich rechtzeitig um Karten für die Schiffe ab Pillnitz bemüht, ist natürlich näher dran.

Heinz K.

Die Elbkarawane mit den Dresdner Sinfonikern startet am 4. September gegen 12 Uhr in Pillnitz und kommt gegen 15 Uhr in der Innenstadt an. Konzertbeginn ist 18.30 Uhr (zwischen Carola- und Augustusbrücke); Tickets für das Konzertgelände (limitiert auf max. 1.000) nur im Vorverkauf über dresdner-sinfoniker.de