Im Wandel beständig

Die Verbrauchergemeinschaft feiert 30. Geburtstag

Mit drei Mitgliedern fing alles an: Die Idee, gesunde Lebensmittel aus der Region anzubieten und damit auch in den wilden Zeiten nach der Wende so manchem Erzeuger Preiskontinuität oder einfach eine (Über-)Lebensperspektive zu bieten. Nun hat sich die Verbrauchergemeinschaft (VG) seit 2005 zu einer Genossenschaft mit 11.000 Mitgliedern und bislang sechs Märkten plus einem Naturwarenladen hingearbeitet, und das Interesse ist ungebrochen.

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Denn das Geschäftsprinzip ist ebenso schlicht wie bestechend. Die Genossenschaftsmitglieder erwerben mit der Zahlung einer monatlichen (familienfreundlichen) Pauschale das Recht, zu vergünstigten Preisen einzukaufen. Dies sichert der Verbrauchergemeinschaft ein Stück Liquidität und macht sich für die Kundschaft bei häufigem Einkauf im Geldbeutel bemerkbar, weil sich die Preise im Vergleich zum Einkauf konventioneller Produkte relativieren. Und wer sich für regionale Produkte entscheidet, sorgt auch dafür, dass das erwirtschaftete Geld im Lande bleibt. Die Entwicklung von einem Verein mit 25 Enthusiasten im ersten »Wohnzimmer«-Laden in der Schützengasse zu mehr als 200 sicheren eigenen Arbeitsplätzen und einer Vielzahl davon bei den Erzeugern ist auch eine mittelständische Erfolgsgeschichte.

Die Regionalität ist nicht nur der Ur-, sondern auch der Markenkern der VG. Mit einigem Stolz verweist Barbara Rische, eine der Genossenschafts-Vorstände, auf etwa 90 Lieferanten in einem selbstgesteckten Umkreis von 150 Kilometern, der inzwischen auch nach Tschechien und Polen hineinreicht. »Um dies zu zeigen, entwickelten wir bereits vor 15 Jahren eine Kennzeichnung für Regionalprodukte, auch um klarzumachen, dass mit dem Kauf dieser Waren die Wirtschaftskreisläufe in der Region gestützt werden«, so Barbara Rische. Dieses Anliegen ist seit diesem Jahr auch im Stadtraum sichtbar, gemeinsam mit 31 regionalen und überregionalen Erzeugern finanziert, fährt eine Straßenbahn im Dienste der Sache.

»Natürlich müssen wir auch bei Großhändlern international hinzukaufen, um bedarfsorientiert wirtschaften zu können. Aber auch da kennen wir die meisten Erzeuger. Wir versuchen mit unserer Informationsangeboten unter dem Titel »Bio in aller Munde« die Verbraucher zu ermuntern, saisonal einzukaufen«, sagt Barbara Rische und verweist darauf, dass auch bei der veganen Ernährung weniger auf Fertigprodukte und kleine Abpackungen zurückgegriffen werden kann. Denn auch Müllvermeidung ist ein wichtiger Aspekt für die VG. So wurden in mehreren Läden »Unverpackt-Strecken« aufgestellt, wo es möglich ist, sich Linsen Erbsen, Gummibärchen etc. in Pfandgläser abzufüllen. Auch in den angeschlossenen Bistros, die zur Zeit im »To-Go«-Modus laufen, ist es möglich, sich eigene Behälter füllen zu lassen oder sich welche auszuleihen.

Die Festivitäten zu 30 Jahre Verbrauchergemeinschaft werden schwerpunktmäßig im Herbst stattfinden. Geplant sind die bewährten Regionalmärkte mit Spiel, Spaß und Musik, ebenso die beliebten Busfahrten auf die Erzeugerhöfe. Um regionale Musiker zu unterstützen, werden in einigen Märkten in den nächsten Wochen CD-Regale aufgestellt. Reizvoll wäre es auch, dieses Engagement mit Konzerten zu komplettieren, schildert Barbara Rische die derzeitigen Überlegungen. Und noch weiteres ist in Planung: »Durch die Mehrwertsteuersenkung im letzten Jahr konnten wir etwa 4.000 Euro erwirtschaften, mit denen wir gerne ein Projekt, eine Initiative unterstützen möchten. Es sollte natürlich mit ökologischem Landbau und Ernährung zu tun haben. Eine Ausschreibung ist derzeit in Vorbereitung«, so Barbara Rische. Sich regional und nachhaltig zu engagieren muss sich also nicht nur auf den Handel mit Lebensmitteln beschränken.
JB

Man muss nicht zwangsläufig Genossenschaftsmitglied sein, um in den VG-Märkten einkaufen zu können; in den meisten gibt es ein Zwei-Preis-System. Viele weitere Informationen und in Bälde auch das Festprogramm gibt es unter: vg-dresden.de