»Für mich die schönsten stressfreien Monate der letzten zehn Jahre«

Thomas Jurisch (Moderator, Veranstalter und Slam-Comedian) – befragt von Karsten Hoffmann

Thomas Jurisch

Wie hat dich die Corona-Krise getroffen?

Ich habe durch den Verlust meiner Shows, Moderationen und anderweitigen Aufträge natürlich Einbußen gehabt. Doch es hielt sich in Grenzen. Der schnelle Weg durch die staatlichen Hilfen, da muss ich gestehen, dass mir das herzlich am Hintern vorbei ging. Es geht um Geld. Mehr nicht. Dass sich die Beschränkungen irgendwann wieder lockern würden, war mir klar. Ergo habe ich die letzten drei Monate mehr als genossen. Niemand, der nervte, keine Ahnung wie es weiter gehen sollte und jeden Tag mit Sport, Kind und Natur verbracht. Die schönsten stressfreien Monate der letzten zehn Jahre.

Was hast du denn unterdessen unternommen? Gab es für dich einen Notfallplan?

Ich hatte und habe keinen Notfallplan. Warum auch? Wir leben in Deutschland. Dieses Land steht für seine Menschen ein. Wenn du in Not kommst, dann hilft dir der Staat finanziell in vielen Belangen. Dafür muss man zwar oft die Hosen runter lassen, aber dann läuft es ohne Probleme. Ich habe die Zeit entspannt meine zukünftigen Shows und Projekte umzusetzen und zu schauen, was sich ergibt.

Hattest du unter Corona-Bedingungen schon Auftritte? Wenn ja, wie reagierte das Publikum darauf?

Seit Juni können wir wieder zaghafte Schritte mit bis zu 240 Zuschauern machen. Das lässt hoffen und auch entspannt in die Zukunft sehen. Ab Juli 950 Gäste bei den Filmnächten und viele diverse kleine andere Shows füllen den Terminplaner und zeigen, dass man auch mit kleinen Sachen Geld verdienen kann und vor allem, wer sich um seine Gäste und Künstler kümmert. Das derzeitige Gejammer an allen Ecken nervt mich wirklich an, denn statt kleine kontinuierliche Brötchen zu backen, wollen alle nur große Shows, um abzusahnen. Das war und ist nie meine Philosophie gewesen.

Welchen Wunsch hättest Du an die Politik?

Ehrlich? Keinen! Auch wenn die Bundesregierung in vielen Punkten vielleicht überreagiert hat, hätte ich nicht in ihrer Haut stecken wollen. Sie haben zwar einige Branchen an den Rand des Ruins gebracht, aber lieber so, als Tausende von Toten. Und es hätte jeden von uns treffen können. Meinem Sohn zu erzählen, dass der Papa sterben wird, weil er unter die Risikopatienten fiel oder gar mein Kind verlieren, des Leichtsinnes wegen, ist für mich undenkbar. Wir haben alle die Chance auf Grundversorgung. Das hilft für kommende Monate und einem zaghaften Neubeginn. Ich liebe derzeit diese Situation. Endlich mal wieder alles auf Null fahren und sich dessen bewusst werden, was man wirklich will.