»Habt euch lieb und seid nett zueinander!«

DJ und Drag Queen Lara Liqueur – befragt von Karsten Hoffmann

Wie hat dich als DJ die Covid19 Pandemie getroffen?

Der Lockdown und die dazugehörigen Beschränkungen und Clubschließungen haben mich sehr stark überrascht. Bis Ende Juni wäre mein Kalender eigentlich dauerhaft voll gewesen, ich hätte wie gewohnt meine 3 bis 4 Gigs pro Woche gespielt. Letzten Endes waren es dann exakt Null Livegigs zwischen Mitte März und Mitte Mai. Anfangs habe ich noch täglich Twitch-Livestreams gespielt, nach ungefähr einem Monat hat mich das aber nur noch frustriert. Ohne »echte« Menschen und »echte« Gesichter ist das einfach nicht dasselbe. Einziges Einkommen in dieser Zeit waren tatsächlich die Einnahmen von Twitch und einige (wenige) Spotify-Tantiemen meiner musikalischen Veröffentlichungen.

Wie sieht Dein aktueller Notfallplan aus und welche Unternehmungen hast du bisher angestellt?

Aktuell läuft die Booking-Phase langsam wieder an. Vor allem Firmen- und Privatfeiern fragen nach und nach Termine für die zweite Jahreshälfte an. Ich werde versuchen, mir für den Fall eines zweiten Lockdowns so viele Rücklagen wie möglich anzuhäufen, dieses Mal sieht man es ja wenigstens ein bisschen Voraus.

Hast du denn schon kleinere Gigs unter den aktuellen Auflagen absolviert und wie reagierte das Publikum darauf?

Ich habe am Männertag und an Pfingsten im Biergarten des Alberthafens gespielt, das wurde sehr dankbar angenommen. Außerdem habe ich die Ersatzveranstaltung des CSD Dresden bespielt, auch das war sehr angenehm. Man merkt, wie sehr die Partypeople es vermisst haben, sich zu DJ-Musik zu bewegen. Alles in allem ist das Publikum trotz der begrenzten Möglichkeiten absolut dankbar und jede Minute voll dabei, teilweise sogar noch enthusiastischer als vor der Pandemie.

Welchen Wunsch hättest du an die Politik?

Wir sind ein wichtiger Teil der Gesellschaft. Ein Großteil der Menschen nutzt unsere Musik und unsere Veranstaltungen, um vom Alltagsstress wieder runter zu kommen. Man soll die Feste feiern wie sie fallen, aber ohne uns gibt es viel weniger Feste und noch viel weniger zu feiern. Vergesst uns nicht und bitte, stützt auch die Eventbranche finanziell, auch wenn wir vielleicht keine für euch greifbaren Unternehmensausgaben haben. Und an alle da draußen, gerade jetzt noch mehr als sonst ohne hin schon: Habt euch lieb und seid nett zueinander!

Lara Liqueur