»Wir warten alle auf grünes Licht«

Jörg vom Team des Ostpol – befragt von Jenny Mehlhorn

Wie organisiert und arbeitet ihr gerade in Zeiten des Shutdowns? Großkonzerte sind bis 31. August untersagt, Clubkonzerte können aber auch noch nicht stattfinden. Wie geht man mit dieser Ungewissheit um?

Bei unserer Konzertplanung sind wir relativ machtlos, da fast täglich neue Tourabsagen bei uns eingehen. Gerade internationale Touren werden oft auch weit über den 31. August abgesagt. Vieles konnte bisher verschoben werden, allerdings wird es zum Jahresende hin bereits eng in unserem Kalender, da dieser auch schon vor der Corona-Krise gut gefüllt war.

Kurzfristig wird in der ersten Zeit nach Corona die große Stunde der lokalen Bands schlagen. Nachdem Sankt Pieschen & Co. auch weggebrochen sind, warten wir nun alle auf grünes Licht, wenigstens im kleinen Rahmen wieder Livemusik anbieten zu können.

Wie finanziert ihr euch bei ruhendem Veranstaltungsbetrieb? Greifen die bereitgestellten Förderungen und Hilfen?

Wir haben in den letzten Jahren immer nur mit dem gewirtschaftet, was wir auch da hatten. Dadurch haben wir jetzt in der Krise keine großen, auflaufenden Forderungen und konnten unsere Fixkosten verhältnismäßig weit herunterfahren. Deshalb hat uns der Soforthilfezuschuss des Bundes auch geholfen, unsere finanzielle Perspektive um etliche Wochen zu verlängern. Außerdem sind wir von der Spendenbereitschaft für das Dresdner Klubleben wirklich beeindruckt.

Wir als Inhaber sind zudem wie die meisten in unserer Branche konditioniert, mit wenig gut auszukommen. Neben Homeschooling und -kindergartening sowie Homeoffice halten wir uns mit kleinen Jobs über Wasser und nehmen teilweise auch Grundsicherung in Anspruch.

Kreativ aus der Not werden, etwa durch neue Veranstaltungsformate. Gibt es für euch dafür eine Möglichkeit?

Das Klubnetz Dresden, in dem wir als Ostpol auch Mitglied sind, hat sich hier richtig ins Zeug gelegt. Seit Ende April wird wechselnd aus den Mitgliederclubs ein vollwertiges Abendprogramm gestreamt. Wir sind vom 22. bis 24. Mai an der Reihe: Am 22. mit dem Releasekonzert von Triggerkid & The Ending Man und Rumpelkopf , am 23. Mai mit Oxo Oho live und der WHY NOT sowie am 24. Mai mit der DAVE-Plattenversteigerung. Außerdem stellen zwei unserer Barjungs regelmäßig Bands und Platten vor und bereichern das Ganze mit Musiker-Nerdwissen. Zu guter Letzt nutzt unsere Haus- und Hofagentur Dynamite Konzerte auch unsere Kanäle, um Livekonzerte unter Radebeuler Kultur Live zu streamen.

Was wird dir 2020 wahrscheinlich am meisten im Dresdner Kulturleben fehlen?

Eigentlich würden wir gerade unseren Schankwagen fit für die Außensaison machen und die restliche Orga für das Sankt Pieschen erledigen. Die sommerlichen Ausflüge mit „Ostpol muss raus“ auf diverse Feste und Festivals waren für alle Beteiligten immer trotz des großen Aufwandes ein erfüllendes Erlebnis, bei dem die Grenzen zwischen Maloche und Kulturgenuss fließend waren. Und das beziehe ich nicht nur auf das eiskalte Frischgezapte vom Hahn 😉