»Gerade jetzt würden Mikroprojekte helfen, die Kultur- und Kunstszene wieder in Gang zu bringen.«

Conny Köckritz, Kuratorin Künstlervereinigung Blaue Fabrik – befragt von Karsten Hoffmann

Wie sieht denn aktuell die Situation in der Galerie parablau der Künstlervereinigung Blaue Fabrik aus?

Von der letzten regulären Doppeleröffnungs-Ausstellung am 28. Februar., der Satellitausstellung des Portraits Hellerau Photography Award »#naked« und »Akt 2020«, die bis Ende März geplant war, hängen die Bilder immer noch an den Wänden. Die darauf folgende »Wundertüte« von Philipp Hille, der von Kunstschaffenden Laien bis Profis samt musikalischen Newcomern und Geheimtipps die freie Kunstszene zusammenführt und eine Bühne bietet, sollte im April starten. Diese vielfältigen informellen Möglichkeiten der Kunst- und Kulturszene sind mit einem Schlag weggefallen und zwangen uns aktive Ausstellungsmacher zum Nichtstun.

Welche Probleme gehen damit nun für euch einher und was wäre euer Wunsch in dieser Ausnahmesituation?

Im Zuge der Haushaltssperre der Stadt Dresden, sind die Gelder für sogenannte Mikroprojekte weggefallen, die vor allem Projekte mit Stadtteilbezug förderten und von den Ortsbeiräten in Eigenverantwortung beschlossen werden konnten. Gerade jetzt würden solche Mikroprojekte helfen, die Kultur – und Kunstszene wieder in Gang zu bringen. Ich wünsche mir die Bereitstellung solcher Finanzen, die direkt durch den Ortsbeirat an die lokale stadtteilbezogene Kunst – und Kulturszene vergeben werden können. So können Arbeits – und Erwerbsmöglichkeiten geschaffen werden, die letztlich allen Stadtteilbewohnern zu Gute kommen.

Welche Ideen habt ihr im Kopf?

Gar nichts tun konnten wir natürlich nicht. Um den sonst so zahlreichen Teilnehmern trotzdem die Möglichkeit der Präsentation ihrer Kunstwerke zu bieten, nutzen wir die Möglichkeiten des Internets und führen seit 10. April online die Ausstellungseröffnungen der Wundertüte mit Livechat, Live-Dj und gemeinsamem digitalen Malen auf art.efakt.net durch, wobei unsere Räume von Georg Knobloch 1:1 in ein 3D Modell gebracht wurden und wir seitdem die Kunst eben virtuell aufhängen, die man uns per Mail oder über die Facebookgruppe Krisengalerie einreichen kann. Unter https://consultbuero.de/wundertuete sieht man dann immer den aktuellen Stand der Ausstellung.

Wie sieht denn dein Blick in die Zukunft aus?

Neben der Online-Alternative, die natürlich kein Ersatz für echte menschliche Begegnungen sein kann, haben wir angefangen unseren Garten zu kultivieren. Das heißt wir haben die Wiese beräumt, gemäht, Hochbeete angelegt und aus privaten Spendenmitteln sieben Kubikmeter Muttererde anliefern lassen, um alles bepflanzen zu können. Diese Initiative ist getragen von ehrenamtlich tätigen Mitgliedern des Vereins und Nichtvereinsmitgliedern, die es vor allem während der Ausgangssperre genossen, sich in einem Garten betätigen zu können. Mit der neuen Allgemeinverfügung im Mai ist es uns möglich, wieder reguläre Öffnungszeiten, von 15 bis 18 Uhr anzubieten. Zu sehen sind dann noch die Fotografien der oben genannten Ausstellung. Bis Ende Mai wird dann die Metamorphose der digitalen zur analogen Wundertüte vollzogen sein. Die Details und aktuellen Termine werden von uns immer kurzfristig veröffentlicht.