Karsten Hoffmann, DJ (Digital Kaos) und Veranstalter (Kosmonautentanz) – befragt von René Seim
Was macht ein DJ wenn die Clubs geschlossen bleiben müssen?
Dank Corona bin ich tatsächlich zurzeit arbeitslos. Veranstaltungen sind untersagt, die Clubs und Diskotheken geschlossen, Privatfeiern und Hochzeiten im Sommer finden nicht statt, das 10-jährige Jubiläum meiner Veranstaltungsreihe »Kosmonautentanz« sollte als »Space Garden Open Air« in der Blauen Fabrik stattfinden, die ich nun kurzer Hand zum Radio-Streaming-Weekender umstricken musste. Im Homeoffice räume ich vieles vom Tisch, was lange liegen blieb, produziere Musik, pflege meine Radiosendungen und verbringe viel Zeit mit meinem Sohn. Wir halten uns an die Regeln, hoffen, dass der Spuk bald ein Ende hat und ich kann das Ganze gerade wohl wirklich nur aussitzen. Ich höre auf meinen Bauch, und der sagt mir, das ich ab Oktober in Arbeit zurück finde und Menschen beim Tanzen wieder glücklich machen kann.
Wie gravierend ist für dich der Einschnitt, was könnte die Politik für dich tun?
Zunächst waren es natürlich finanzielle Nöte, weil ja so gar nix rein kommt und damit auch existenzielle Ängste verbunden sind, die ich nach diversem Schriftverkehr vorerst abwenden konnte. Fragwürdig ist, welchen Plan die Politik nun für die Gastronomie, Kultureinrichtungen und die vielen Künstler und Mitarbeiter auf längere Sicht bereit hält, die eben von diesem nicht zu verachtenden Zweig leben. Ich wünsche mir mehr Transparenz und vor allem schnelle Lösungsvorschläge, um zum einen finanziell abgesichert zu sein und zum anderen auf eine Zukunft blicken und aufbauen zu können, wo schon bald klar wird, auf welche Auflagen man sich einstellen muss.
Hast du Zuschüsse bekommen?
Für die Soforthilfe war ich nach meinem Arbeitsverhältnis wohl mit dem Antrag zu spät, aber die SAB hat schnell die Absicherung gezahlt, die ich zunächst brauche. Ich hoffe, dass es bis zum Neustart reicht, ansonsten braucht es ab dann definitiv weitere Hilfen, sonst wird wohl so einiges den Bach runter gehen, ewig werden die Clubs in der Krise ja nun auch nicht überleben können.
Hast du einen Plan B und welchen Weg wirst du zunächst einschlagen?
Als Künstler konzentriere ich mich auf Musikproduktionen, fahre Radioshows, räume die Festplatten und das Lager auf – zu tun gibt es immer. In Sachen »täglich Brot« werde ich mich wohl noch breiter als zuvor aufstellen müssen, um diese »saure Gurkenzeit« zu überstehen. Alles hinschmeißen und notgedrungen etwas zu machen, was mir keinen Spaß macht, möchte ich jedenfalls nicht. Deshalb setze ich mich, wo es nur irgend geht, auch für den Erhalt der Kultur ein.