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Milliarden

Berlin

(Vertigo/ Universal)


Die Stadt als Marke: »Berlin« steht inflationär für alles, was sich im Flair sonnen will oder als Souvenir über den Ladentisch gehen soll. Im HipHop als rauer Sündenpfuhl verehrt, vereinsamt man im Indie in der Isolation des Molochs. Und Milliarden? Machen alles richtig und feiern eine Ode an ihr ganz eigenes Berlin. Laut, verkatert, melodiös und herrlich kratzig. Ben Hartmann und Johannes Aue sind so verschossen in ihren Geschichten, dass man den bittersüßen Wahnsinn förmlich schmecken kann. Hier wird wehend im Abseits getanzt. Die Jungs vertonen mit ihrem zweiten Album eine schmutzig verklebte Liebeserklärung an ein Berlin, wie es im Zwielicht aus den Augen nimmermüder Nachtschwärmer blitzt – ständig bedroht vom Quadratmeterpreis und dem Ausverkauf der Stadt an sterile Ideen. Der Sound einer schließenden S-Bahn-Tür darf da nicht fehlen. Wir lernen »Rosemarie« kennen, die im Suff Touristen an der Warschauer-Straße erschreckt und spüren im Titelsong den ganzen Zauber einer Nacht im Wahnsinn des Augenblicks. »Ich springe splitternackt, in die Trümmer deiner Nacht« schallt es da aus der Boombox. Moment bitte – wir springen mit.
M.Hufnagl
www.milliardenmusik.de/
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