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Björk

Biophilia

(Polydor/ Universal)


Stupor mundi. Das Staunen der Welt dürfte der Isländerin Björk Guðmundsdóttir schon mal mit ihrem neuesten Opus sicher sein. Denn der einstige Popstar ist den Geheimnissen des Universums, den Wundern der Natur und dem Innersten, was unsere Welt zusammen hält, auf der Spur. Dabei entsprang »Biophilia« ursprünglich einem Missverständnis, denn ihr schlechtes Englisch, so die Künstlerin, sei daran schuld, dass sie die Begrifflichkeit von »Bio« als »naturähnlich« fehlinterpretiert habe. Doch genug der Grundlagenforschung, wenden wir uns dem Eigentlichen zu. Jeder Track ein multimediales Ereignis für Produkte der weltweit bekannten Marke mit dem Zusatz »i«, die es aus dem funkelnden Sternenhaufen herauszupicken gilt. Zu jedem, der mithilfe von zehn der derzeit angesagtesten App-Entwickler produzierten App-Tracks, die bezeichnender Weise Namen tragen wie »Moon«, »Crystalline« oder »Virus«, gibt’s Zusatzinfos und audiovisuelle Gimmicks. Ach, und ein physisches Album mit zehn Tracks ist es unter anderem auch noch geworden. In fünf Versionen. Die edelste davon mit in Leinen gebundenem 48-seitigen Buch und Stimmgabeln, die jeweils den Grundton eines Tracks wiedergeben, aufwändig verpackt in einer lackierten Eichenholzkiste. Björks »Biophilia« taugt weder als Crashkurs für angehende Naturwissenschaftler, noch ist es musikalisch eine Offenbarung. Immerhin dürfte all die anspruchsvolle Technikspielerei für Nerds und Freaks von Interesse sein. Was ist aber hinter der interaktiven Fassade eigentlich zu hören? Es wäre müßig, darüber viele Worte zu verlieren. Vielleicht diese: kammermusikalische Songminiaturen in sphärisch-verträumtem elektro-akustischem Klangdesign.
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bjork.com
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