Willkommen im Nichts! – KOMA & KO laden mit »brach und wild« zu einer Selbstbegegnung auf eine Brache in Pieschen

03. September 2021 – Ganze 13.000 qm Freifläche und darauf: nichts. Also, so gut wie nix. Das muss man erst mal aushalten. Magdalena Weniger und ihre Schwester Maren Wickwire bieten auf einer riesigen Brache vor allem eins: Die Begegnung mit dem Selbst. In der Heidestraße 36, nur einen Katzensprung vom Zentralwerk entfernt und gleich hinter dem Wurzelwerk, ist mehr als genug Raum. Raum zu denken, zu assoziieren oder einfach nur, um loszulassen.


Am besten, man bringt sich ein Set Kopfhörer mit. Das Smartphone steckt ja eh immer in der Tasche. Vor Ort wird eine URL bekanntgegeben, über die man sieben verschiedene Snippets hören kann, die Essenzen ganz verschiedener Gespräche sind. Gespräche mit Menschen, die sich zwar alle unter der thematischen Klammer »Brache« äußern, schlussendlich aber ganz individuelle Blickwinkel mitbringen. Da geht es um Leerstellen in der Biografie, darum, was später gewachsen ist, nachdem manches brach lag. Vornamen haben diese Gesprächspartner, Dennis, Gerti. Mehr erfährt man nicht. Ein ungefähres Alter lässt sich den Stimmen ablesen. Beruf? Konkretere persönliche Hintergründe? Offen. Offen wie das riesige Grundstück, das in jeder Ecke und an jeder Stelle Unvermitteltes, Unerwartetes bereit hält. Ganz leer ist die Fläche nämlich nicht. Direkt neben einem kleinen Busch hört man eine Soundinstallation. Auf einem Display sind Worte zu lesen, die David Whytes Text »Close« entstammen. Super8-Filme, die menschliche Haut in Makros zu offenen Landschaften machen. Und das ist noch nicht alles.


Zu entdecken gibt es jede Menge. Sich darauf einzulassen braucht Geduld, Ruhe, Zeit. Geschwindigkeit oder Dauer sind hier genauso frei wählbare Kategorien wie die Freiheit, sich darauf einzulassen, die Leere auszuhalten oder eben nicht. Magdalena Weniger und Maren Wickwire sprechen von Skizzen, Notizen, vom Öffnen von Türen, die zu Assoziationsräumen führen wollen, können, aber nicht müssen. Wertschätzung fällt da genauso als Begriff wie der der (Nicht-)Kultivierung. Vorgaben gibt es hier aber trotzdem keine.


Und zwischendrin drei Performer (Lilia Ossiek, Charles Washington und David Le Thai), die in gewohnt skurrilen Kostümen von Bettina Kletzsch ein bisschen die verirrten oder verwirrten Teilnehmer einer Dschungel-Expedition geben. Was oder gar wie viel das alles ist, bleibt eine Frage des eigenen Kopfes. Und des Bauches. Das kann alles gar nichts sein. Bis einem plötzlich auffällt, dass man immer wieder über vertrocknete Wurzeln und Triebe stolpert. Wie brach liegt das alles denn eigentlich wirklich, wenn die ganze Zeit braune Grashüpfer unbeeindruckt den Weg kreuzen? Willkommen in Deinem Kopf, willkommen bei Dir!


www.brachundwild.com

Rico Stehfest / Fotos: Konrad Behr

weitere Gelegenheiten zum Besuch: 3. und 4. September, jeweils 16-19 Uhr



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