»Mister Green« am 8. Juni 2017 im tjg.


Zwischen den Hochhäusern zeigt sich eine Silhouette am Fenster. Jemand zieht die Dinge, ohne sie zu berühren: Ein elektronischer Ton, Spiegelglanz und Leuchtsymbole bilden den natürlichen Lebensraum dieses Geschöpfs. Ein gleichmäßiges, mechanisches Auf und Ab bestimmt den Klang dieser Welt. Doch dann wird es seiner Niesche entrissen. Sieht im Wald voller Bäume nichts. Ein Überlebenskampf stellt sich ein, weil der Mensch nicht mehr kann, wo es knackt und raschelt, wo es kalt wird und dunkel, wo alles schmutzig ist.

In »Mister Green« findet sich eine Karikatur des modernen Menschen. Er ist verloren ohne Technik. Genau dies wurde in der Koproduktion des »VAT Theater« und des »Teatro Elsinor« verwirklicht. Und eben dies ist das Ziel des internationalen Theaterfestivals »Your Story« des Netzwerks »Platform shift+«, das nun schon seit drei Jahren im Theater Junge Generation tjg. ausgetragen wird. Gerade die Grenzen von analoger und digitaler Wirklichkeit sind interessant und sollen reflektiert werden. Das Bild eines Menschen, der sich verändert im Wandel seiner Werdung, scheint im Fokus zu stehen. Wo steht er jetzt? Wo steht er bald? Was bedeutet das für ihn? Bei »Mister Green« wurde das Ende offen gelassen. Man weiß nicht, was kommen mag, lässt das Menschlein zurück in die Zivilisation, während auch sein Bäumchen, der vielleicht letzte »natürliche Anker«, von ihm losgelöst im Wald zurückbleibt. Soll dies ein Fingerzeig sein, der demonstriert, wie der Mensch vollkommen in der Technik aufgeht? Vielleicht.

Das Festival ist eine internationale Kooperation, die Theaterproduktionen in verschiedenen Sprachen auf die Bühne bringt. Im Falle von »Mister Green« war dabei zum Beispiel auch gar keine Sprache vonnöten, da das Thema offenbar bereits eine allgegenwärtige und weltpräsente Angelegenheit ist. Schockierend und belustigend irrt dieses verängstigte Wesen im Wald. Die Abhängigkeit von seinem Handy bewirkt Gelächter. Gezeigt wird aber hier das Bild einer Umwelt, in der wir jetzt gerade leben, die vom Smartphone bestimmt ist, die elektronisch gelenkt ist, die steril wird, weil sich die Sphären des Analogen und des Elektronischen immer mehr durchdringen und vielleicht bald verschmelzen. Aber wollen wir das auch? Luisa Pfannstiel

Das Theaterfestival »Your Story« läuft noch bis zum 10.6.2017 im tjg./ Kraftwerk Mitte. Programm unter www.tjg-dresden.de



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