I Am Kloot
am 15. März im Beatpol. Wenn eine Band auf der Beatpol-Bühne steht, bürgt das in – sagen wir mal – 88 Prozent der Fälle für Qualität. Diese widerspiegelt sich leider nicht immer in der Anzahl der anwesenden Besucher. Mit I Am Kloot kam nun eine zwar großartige, aber leider nach wie vor von vielen unterschätzte Indie-Combo in den Club. Ein größerer Besucheransturm würde da vermutlich ausbleiben. Doch was war das? Kein freier Parkplatz weit und breit ließ es bereits vermuten: Der ehemalige Ballsaal war rappelvoll. Das hätte auch Pete Doherty gefreut. Er hält Frontmann John Bramwell für den besten Songwriter des Vereinigten Königreichs.
Nachdem das Duo Ralfe Band mit ihrem gut gemachten, aber leider nicht perfekt ausgesteuerten Folk-Rock eröffnet hatten, betraten I Am Kloot zu einem Klassik-Intro Gladiatoren gleich die Bühne. Der von Beginn an verschmitzt lächelnde und immer wieder dem Publikum mit einem Flens zuprostende John Bramwell hatte die 500 jungen und älteren Semester sofort auf seiner Seite. Mit »These Days Are Mine« nahm man direkt Bezug zur jüngsten Veröffentlichung »Let It All In«. Es schloss sich »Northern Skies« vom für den Mercury Music Prize nominierten Vorgänger »Sky at Night« an. Und so ging es munter weiter durch die inzwischen 14-jährige Band-Historie. Dabei überzeugten die charismatische Reibeisenstimme von Sympath Bramwell genauso wie das ausgefeilte Bass-Spiel von Pete Jobson, der die komplette Show sitzend absolvierte, und die nicht weniger auf den Punkt gebrachte Schlagzeug-Arbeit von Andy Hargreaves. Perfekt ergänzt wurde das Kern-Trio von Kollegen an Gitarre und Keyboard sowie an wunderbar knarziger Trompete und leider nur dezent wahrnehmbarem Saxofon.
In der Mitte gab’s eine Raucherpause für alle – außer für Sänger Bramwell. Ihm bot sich nun die Gelegenheit für zwei echte Gänsehaut-Nummern. Perfekt illuminiert wurden diese wie auch alle anderen Stücke von unzähligen täuschend echt aussehenden LED-Kerzen. Faszinierend. Einziger Wermutstropfen des Abends war das zu schnelle Ende nach nur einer einzigen Zugabe. Unter dem Strich zeigten die Jungs aber fast anderthalb Stunden lang, dass sie definitiv eine Truppe sind, die auf der Bühne erlebt werden muss. Hier wirkt ihre Musik noch magischer, noch dichter, noch direkter als auf Platte. Und auch der Unterhaltungsfaktor kommt dank eingestreuter Anekdoten, etwa über den verspäteten und soundchecklosen Auftritt anno 2005 an gleicher Stelle, nicht zu kurz. Stefan Bast/Fotos: André Hennig




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