Gov’t Mule in der Kulturbastion
Nun war er da, der heißersehnte Abend. Gov’t Mule gaben sich in Torgau die Ehre. Die Band um Frontmann und Gitarrist Warren Haynes präsentierten sich am 19. Juli in der Kulturbastion zu einem Open-Air-Konzert. Nach vier Jahren Albumabstinenz erscheint im September ihre neue Platte und man besuchte vor der »shout-Tour« im Herbst nochmal die deutschen Fans. In der Facebook-Gruppe zur Veranstaltung regierte schon Wochen vorher eifrige Vorfreude und dementsprechend zahlreich erschienen auch die Fans. Der Altersdurchschnitt lag hoch, gestandene Männer Ende der Fünfziger prägten das Bild und überall waren Clapton-, Zappa- und CCR-Shirts zu sehen. Da wusste man: die »Kunden« sind da, Mugge wird gut!
Go’vt Mule fingen relativ pünktlich an und starteten mit »Mr. Man« zünftig in den Abend. Anfänglich gab es leichte Soundprobleme, doch die besserten sich bis zum dritten Song einigermaßen. Durchweg war Haynes´ Gitarre etwas zu leise gemischt und es war teilweise etwas schwierig, sein durchaus grandioses Spiel zu verfolgen. Grundsätzlich muss man sagen, dass das, was die Band hier bot, »oberstes Regal« war. Perfektes Zusammenspiel und meisterhafte Dynamik innerhalb der Songs. Dazwischen und darüber immer die Gitarrenläufe von Warren Haynes, der auch gekonnt einige Zitate großer Songs der Rockmusikhistorie einwob. Nach 13 Nummern gab es eine kleine Verschnaufpause und dann traten Gov´t Mule zur zweiten Runde an. Im Verlauf dieser stellten sich bei mir leichte Ermüdungserscheinungen ein, denn die Band macht dem Genrebegriff »Jamrock« alle Ehre und dementsprechend ausufernd können die Songs werden. Zudem machte die Aneinanderreihung dramaturgisch nicht immer wirklich Sinn. Auch wurde, aufgrund der fast nicht vorhandenen Kommunikation mit dem Publikum verhindert, dass die Stimmung von gut ins »sehr gut« kippte. Es war deutlich, dass man hier angetreten war, um Musik zu machen und nicht um zu entertainen. Da ist man von moderneren Acts anderes gewohnt. Mit »Thorazine Shuffle Reprise« beschlossen die Jamrocker dann ihr reguläres Set. Für die prompt verlangte Zugabe, hatten sie dann noch eine Überraschung parat. Man weiß ja, dass Gov´t Mule schon mal den ein oder anderen Meilenstein der Musikgeschichte gern und auch gut covern. Aber mit »Sweat Leaf« und »War Pigs« von Black Sabbath hatte, glaube ich, kaum jemand gerechnet. Mit geradezu bulldozerhafter Grazie schob man die tonnenschweren Riffs ins Publikum. Ein klasse Abschluss für ein wirklich gutes Konzert. Noch ein wenig mehr Dramaturgie im Aufbau der Setlist und mehr Kontakt zum Publikum hätten das Konzert großartig, sogar episch gemacht. Dennoch war dieser Auftritt für jeden anwesenden Musikliebhaber ein Ereignis. Gregor

Anspieltipp, Working Class Hero-Cover: www.youtube.com/watch?v=zCiPPq2eZ4E



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