Gelungene Erzählung von der Suche nach der Heimat –
Felix Räuber und die Sinfonie der Kulturen am 7. Juni 2022 im Kulturpalast.

Kann man eine musikalische Antwort auf die Frage nach der Heimat geben? Felix Räuber (Ex-Polarkreis 18) war drei Jahre lang mit einem Drehteam auf „akustischer Spurensuche“ zwischen Lausitz, Erzgebirge und Vogtland. Er war zu Gast bei den sorbischen Osterreitern in Ralbitz und einem Elektro-Duo im Zittauer Gebirge, bei Weggefährten von Gerhard Gundermann und dem Bergmusikkorps in Freiberg, bei Pfadfindern, Bergsteigern und Instrumentenbauern. Sein Ziel war es, Lieder, Melodien und Klänge für ein audiovisuelles Panorama zu sammeln, um damit dem Begriff „Heimat“ musikalisch zu füllen. Der gestrige Abend bildete den Abschluss des Projekts: der Räuberhauptmann versammelte auf der Bühne im Kulturpalast viele seiner Inspiratoren und Weggefährten zur Uraufführung einer „Sinfonie der Kulturen“. Neben Forest Roots, die elektronische Klänge mit field recordings aus der Natur verweben, traten u.a. die sorbische Band „Skupina Astronawt“, das mondëna quartet, die Sängerin Lidia Valenta, der Oud-Spieler Basel Alkatrib und der Bergsteigerchor „Die Bergfinken“ auf.

War es eine Sinfonie? Oder war es nicht eher eine Erzählung von der Suche nach dieser Heimat? Felix Räuber schilderte diese Suche als seine eigene Reise, mit sehr persönlichen Anekdoten, in die er die Geschichten der anderen einflocht. Wenn sich einer auf solch ein Unterfangen einlässt, darf er keine Angst haben. Denn ganz egal, wo er ansetzt – bei einem gewissen Zungenschlag, beim Klang einer ganz bestimmten Kirchenglocke, bei einem Lied aus der Kindheit – es wird immer jemanden geben, der widerspricht und sagt, „Heimat“ sei ganz anders. Insofern kann man Felix Räuber gratulieren: es ist ihm gelungen, Anknüpfungspunkte zu finden, die viele Menschen miteinander teilen. Zum Beispiel in dem wunderbaren Zusammenspiel der Tonschöpfungen von „Forest Roots“ mit dem Gesang des Bergsteigerchors, der von der Empore aus herunter sang, als stünde er auf einem Felsen im Elbsandsteingebirge. Oder in dem klassischen „Steigerlied“ der Bergmänner, das – verwandelt in ein melancholisches Moll – auf Flügelhorn und Orgel erklang, als töne es direkt aus einem Stollen heraus. Diese Momente waren so zauberhaft, und sie zeigten, dass all die Videoeinspielungen, die parallel auf einer Leinwand über der Bühne liefen, größtenteils überflüssig waren. Zumindest für diese Veranstaltung. Die Musik hat selbst die Kraft, Bilder hervorzurufen.

Die Reisen, Recherchen und Begegnungen mündeten auch für Felix Räuber in neuen Liedern; sowohl in eigenen Songs als auch einem unveröffentlichten Lied von Gerhard Gundermann. Mal sphärisch-meditativ, dann wieder kraftvoll und mitreißend – Räuber wusste beim Publikum Gänsehaut hervorzurufen.
Annett Groh

Mehr Infos über das Projekt unter www.heimatlieder.net/



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