Der Bandstand
kehrte am 18. Februar 2023 nach zweijähriger Live-Pause ins Festspielhaus zurück! Dem gewohnt interdisziplinären Anspruch des Hauses Hellerau folgend, gab es neben Musik von Songcamp-Teilnehmern – einem im Vorfeld organisierten Vernetzungs- und Songkonzeptionsprogramm – , Bands unterschiedlicher Genres wie den Neustadt-Hip-Hoppern Joca oder den ehemaligen Hellerau-Residents Running Pine sowie einem üppigen DJ-Angebot wie immer auch ein, wenn auch dieses Jahr eher schmales Rahmenprogramm: Der Dienstagssalonbetreiber Max Rademann empfing in loungiger Runde zwischen mitgebrachten Platten und Retrosesseln mutige und gesprächswillige Gäste. Auf der gleichen Etage lud Christine Börsch-Supan mit ihrer Klang-Installation »The Ritual Within« dazu ein, sich tief versunken in Sitzsäcken, umsäumt von Lautsprechern 8 Minuten lang einem tantraartigen Ritual zu unterziehen und »bewusst in den Körper zu singen«; gar nicht so leicht mit 18 fremden schuhlosen Leuten auf knappem Raum.

Gewohnt geschäftig und unruhig von einem Saal zum nächsten schlendernd, sammelten sich aber schließlich die Gäste zu dem Act, der im Zentrum des ganzen Abends stand: der mittlerweile fest etablierte Dresdner DJ und Elektro-Ingenieur/Roboterbauer Moritz Simon Geist teilte sich die Bühne mit der Drummerin Katharina Lattke und der Musikerin Portrait XO. Vor einer großen Installation bespielten die drei Künstler mal gemeinsam, mal einzeln den großen Saal, die Grenzen und Schnittstellen menschlicher und künstlicher Kreativität futuristisch auslotend.

Hier wie auch sonst zuweilen am Abend, musste man aber Geduld und eine gewisse Kunst(musik)-Affinität mitbringen, wenn etwa von latenight-jazzigem Pianospiel begleitet KI-Stimmen über Liebe sinnieren und im nächsten Moment das Instrumentarium komplett gewechselt wird und auf clubtaugliche Gefilde zugeht. Die Performance geht aus einer bereits längeren Zusammenarbeit der drei hervor, die sie nun erstmalig in Hellerau auf die Bühne bringen konnten. So voll wie hier wurde es erwartungsgemäß am ganzen Abend bei keinem Konzert, wo die ersten drei Reihen vor den Bühnen sonst eher schüchtern leer blieben. Und, wenig überraschend, auch nicht so spannend. Dennoch: ein mit heterogenem Publikum gut gefülltes Hellerau ist nach der langen Zwangspause ein schöner Anblick und man muss auch nicht jeder Ukulele und jedem 90er-Beginners-Verschnitt zusagen, um einen guten Abend zu haben. Bis nächstes Jahr, Bandstand!
Philipp Mantze / Fotos: Philipp Mantze, Moritz Simon Geist




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