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Winnetou streitet wieder – Im Gespräch mit Bully Herbig, Rick Kavanian und Christian Tramitz zur »Bullyparade – Der Film«
Im Gespräch mit Bully Herbig, Rick Kavanian und Christian Tramitz zur »Bullyparade – Der Film«
■ Keine anderen deutschen Filme waren mit zusammen über 21 Millionen Kinobesuchern so erfolgreich wie »Der Schuh des Manitu« und »(T)raumschiff Surprise«. Nicht zuletzt auf Drängen der Fans haben Michael »Bully« Herbig, Rick Kavanian und Christian Tramitz sich wieder zusammengetan. Olaf Neumann sprach für DRESDNER Kulturmagazin mit den drei Schauspielern über das Kinoprojekt »Bullyparade – Der Film« anlässlich des 20. Jubiläums ihrer legendären Sketch-Show.

Die »Bullyparade« kommt erstmals auf die große Leinwand. Strengt man sich da mehr an als bei einer TV-Produktion?

Christian Tramitz: Zu viel Anstrengung ist manchmal gar nicht gut. Dass Schauspielerei mit Leiden zu tun hat, ist ein deutsches Phänomen. Wir sind immer mit Spaß dran gegangen. Das ist vielleicht das Geheimnis, dass Szenen dann so flutschen.
Michael »Bully« Herbig: Der Apparat ist weitaus größer, wenn man einen Kinofilm herstellt. Und da es sich hier auch noch um fünf Episoden handelt, fühlte es sich auch wie fünf Filme an. Die Zuschauer sollen immer denken, dass sie einen amtlichen Western oder einen richtigen Science Fiction sehen. Je ernster man die Situation nimmt, desto besser funktioniert der Bruch durch die Figuren.

Old Shatterhand behauptet im Film, Winnetou habe sich nicht weiterentwickelt. Stimmt das?

Christian Tramitz: Das stimmt. Im Film habe ich immerhin einen Bootsverleih, und Winnetou ist außer zu heiraten nichts eingefallen. Für mich sind die zwei ein Paar für die Ewigkeit. Selbst wenn beide erschossen werden würden, stritten sie sich im Himmel noch weiter. Sie können nicht ohne einander und auch nicht richtig miteinander.
Bully Herbig: Alles, was man für eine Komödie braucht, ist in den original Karl-May-Verfilmungen ja schon vorhanden: Culture Clash, das Zusammen-Zurechtkommen-Müssen, Konfrontation, Probleme lösen, Frauengeschichten, unglücklich verliebt sein in eine weiße Frau, Eifersucht.
Christian Tramitz: Die Helden durften in den Karl-May-Verfilmungen selbst nie lustig sein, aber sie durften über andere lachen. Damit haben wir gebrochen.

Wie kamen Sie auf den Kopfgeldjäger und Zahnarzt Dr. Schmitz?

Bully Herbig: Durch »Django Unchained« von Tarantino war klar, dass wir auch den Italo-Western zitieren müssen.
Christian Tramitz: Die große Diskussion ging um diese Puppe. Zuerst hieß es: »Um Gottes Willen, keine Puppen!«
Bully Herbig: Wir spielen ja zu dritt fast alle Rollen in dem Film. Wär hatte da die Figur des Tschango spielen sollen? Irgendwann kam ich auf diese Handpuppe. Alfons war zuerst völlig dagegen. Aber je länger wir über diese Psycho-Puppe nachdachten, desto mehr nahm sie Gestalt an.
Christian Tramitz: Rick hat versucht, diese Puppe mit verschiedenen Akzenten und Dialekten zu sprechen. Daraus ist mit der Zeit eine Psycho-Nummer entstanden, die ein bisschen unheimlich ist.
Bully Herbig: Da ist ein Zahnarzt, der seine Handpuppe Tschango nennt. Sie ist sein Partner. Das ist schon ziemlich gestört – und das passt auch irgendwie zu Rick. (lacht)

Spielt das urspünglich tragische Schicksal von Königin Elisabeth in Ihrer Geschichte eine Rolle?

Christian Tramitz: Nein, wir beziehen uns ja auf die Sissi-Filme. Im realen Leben war sie tragisch, das stimmt. Sie hatte Magersucht, schlechte Zähne und Depressionen.
Bully Herbig: Eigentlich hätte das großes Potenzial für ein deutsches Arthouse-Drama.
Christian Tramitz: Hat Krebs und will noch mal das Meer sehen.
Bully Herbig: Mit der Kutsche!

Verspüren Sie da eine besondere Verantwortung, wenn Sie wieder in die alten Figuren hineinschlüpfen?

Rick Kavanian: Ja, aber eher bedingt durch die Liebe zu den Figuren und die Neigung zur Sorgfalt. Es geht darum, sie so zu spielen, dass sie bestmöglich rüberkommen.
Christian Tramitz: Es geht nicht nur darum, zu parodieren, sondern der Figur auch eine Glaubwürdigkeit zu geben. Alles andere wäre zu langweilig. Der Zuschauer soll das Gefühl haben, dass das Verhalten der Figur in ihrer Schrägheit stimmig ist.

Hat jeder von Ihnen eine Lieblingsfigur?

Bully Herbig: Ich mag Christian sehr gern als Kaiser Franz. Und es gibt niemanden, der den Yeti aus der Star-Wars-Parodie glaubhafter darstellen kann als Rick.
Rick Kavanian: Ich mag dich auch als Sigi Solo.
Bully Herbig: Ja, in dieser Rolle fühle ich mich auch gut aufgehoben. Getränkelieferant könnte ich mir auch als zweites Standbein vorstellen.
Vielen Dank für das Gespräch!

Bullyparade – Der Film, ab 17. August im Ufa-Palast, Rundkino, Cinemaxx, UCI, Pk Ost, KiF und Thalia. BRD 2017, Regie: Michael »Bully« Herbig, mit: Michael »Bully« Herbig, Christian Tramitz, Rick Kavanian u.a. Zum Trailer: http://youtu.be/y62iUbg_Q_g

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